Quelle der Bilder: Wikipedia/Wikimedia

Titelbild links: Emblematische Darstellung der Malachiasweissagung in der Klosterkirche Metten, Niederbayern, 1724 (Bildquelle)

Titelbild rechts: Der heilige Philipp Neri, der mutmaßliche Seher dieser Prophetie (Bildquelle)

Die Papstweissagung des römischen Priesters Philipp Neri

Philipp Neri als Seher der sog. Malachiasweissagung

Die Papstweissagung des römischen Priesters Philipp Neri (1515-1595) sind nicht nach diesem, sondern nach dem irischen Erzbischof Malachias (1094/95-1148) benannt.

Man spricht von der "Papstweissagung des heiligen Malachias" oder einfach von der "Malchiasweissagung" oder "Malachiasprophezeiung".

Die zeitliche Vorverlagerung der propheitsichen Schau Philipp Neris machte es möglich, die Prophetie als über die Jahrhunderte hinweg teilerfüllt vorzufinden, wodurch das Interesse an ihr geweckt wurde.

Dazu mussten sage und schreibe ganze 71 Sinnsprüche hinzugefälscht werden, mehr als prophetische Sinnsprüche vorhanden sind. Diese - es sind 41 an der Zahl - stammen aller Wahrscheinlichkeit nach vom römischen, 1622 heilig gesprochenen Priester Philipp Neri.

Philipp Neri ist im Jahr 1995, als seine Papstprophetie in Lignum Vitae gedruckt wurde, gestorben. Er hat nachweislich zu seinen Lebzeiten Päpste prophezeit, wie aus den Acta Sanctorum entnommen werden kann. Genaueres und weitere Gründe für Philipp Neri als Seher der sog. Malachiasweissagung habe ich bereits in Wikipedia zusammengefasst:

Die Malachiasweissagung - alle 112 Sinnsprüche, die 71 gefälschten sowie die 41 prophetischen von Philipp Neri - Verlinkung auf meine Wikipedia-Benutzerseite

Ziel dieser Website hier ist es, die 41 ungefälschten, prophetischen Sinnsprüche, die auf Philipp Neri zurückgehen, sowie deren Auslegungen darzustellen. Letztere stammen vorwiegend von Hildebrand Troll.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt möchte ich vor allem auf den folgenden Artikel auf meiner Wikipedia-Benutzerseite verweisen, der zusätzlich Inhalt und Auslegung der 71 gefälschten Sinnsprüche enthält, während die Interpretation der 41 prophetischen Devisen Philipp Neris noch nicht abgeschlossen ist. Geboten ist zudem eine schön bebilderte Liste der Päpste.

Der letzte Sinnspruch ist dort aber nicht so ausführlich wie hier im Folgenden behandelt:

Der 41. prophetische und insgesamt 112., der letzte Sinnspruch der Malachias-Prophezeiung für Gegenpapst Franziskus

Der letzte Sinnspruch der Malachiasprophezeiung dürfte heißen:

 

In persecutione extrema S. R. E. sedebit.

(In äußerster Verfolgung der Heiligen Römischen Kirche wird er thronen.)

 

Eventuell könnte er auch einfach nur wie folgt heißen:

 

In persecutione.

(In äußerster Verfolgung.)

 

Denn nach "persecutione" steht ein Punkt. Zitat im Original-Font, aber ohne Worttrennung:

 

In psecutione. extrema S.R.E.ſedebit.

 

Dieser Punkt könnte daraus resultieren, dass man tatsächlich nicht wusste, wie der letzte Sinnspruch lautet. Aus den oben erwähnten Acta Sanctorum geht hervor, dass Philipp Neri den Namen des Papstes und teils Weiteres laut aussprach. Das mag bei seiner Gesamtschau der Sinnsprüche ebenso gewesen sein. Die Dabeistehenden wussten dann möglicherweise nicht, ob der Satzteil ab "extrema" noch dazugehört.

Bevor wir uns die Frage stellen, wer denn dieser "Er" ist, wollen wir erst einmal klarstellen, warum es sich hier um einen Sinnspruch und nicht nur um eine Auslegung handeln dürfte und warum die Variante ohne den Punkt nach "persecutione" die wahrscheinlichere ist.

Warum der letzte Sinnspruch ein Sinnspruch und keine Auslegung oder ein Anhängsel ist. Zwar unterscheidet sich der letzte Sinnspruch als Aussagesatz formal stark von den anderen 40 prophetischen Sinnsprüchen; der oder die Fälscher der ersten 71 hinzuerfundenen Sinnsprüche scheinen ihn jedoch für einen vollwertigen Sinnspruch und nicht etwa nur für ein Anhängsel an "Gloria olivae", dem Sinnspruch für Benedikt XVI., gehalten zu haben. Sie, die zeitlich dem Seher Philipp Neri viel näher standen als wir, scheinen sich nach dem Anteil der vorhandenen Aussagesätze in Philipp Neris Prophetie gerichtet zu haben. Wenn bei 41 Sinnsprüchen genau einer ein Aussagesatz ist, erwartet man bei 71 Sinnsprüchen 71/41 = 1,73, also gerundet zwei Aussagesätze. Und diese zwei Aussagesätze finden sich im 13. und im 62., dem zehntletzten hinzuerfundenen Sinnspruch, wie folgende Tabelle zeigt:

  Die Aussagesätze in LIGNVM VITAE inclusive des Hinzugefügten (adiecta)  

 

 
#

Der Sinnspruch,

in Lignum vitae
dem Malachias
zugeschrieben

Die Adiecta (Hinzugefügtes), in Lignum vitae

dem Ciaconius zugeschrieben

Papst
bzw.
Gegen-
papst

Papst Auslegung
13 De Schola exiet.  Clemens iij. Romanus, domo Scholari.  Clemens III.
62 Fructus Iouis iuuabit. Julius ij. Ligur, eius inſignia Quercus, Iouis arbor.  Julius II.

112

 

 

 

In psecutione. extre- 
  ma S.R.E.ſedebit. 

(#112 in Grün ist

 von Philipp Neri.)

Petrus
Romanus,

 

 

qui paſcet oues in multis tribulationibus: quibus tranſactis ciuitas ſepticollis diruetur, & Iudex tremẽdus iudicabit populum ſuum. Finis.

Franziskus

 

 

 

Zudem stheht bei diesen beiden Aussagesätze, "De Schola exiet." ("Von der Schule wird er ausgehen.") und „Fructus Iovis iuvabit“ („Die Frucht Jupiters wird helfen“), genauso wie beim nachzuahmenden letzten, „In persecutione extrema S. R. E. sedebit.“ (In äußerster Verfolgung der Hl. Röm. Kirche wird er thronen.), das Verb im Futur, und ihre Zuordnung zu jeweils einem Papst zeigt, dass die Fälscher den letzten Aussagesatz nicht als Anhängsel zu „Gloria olivae“, sondern - wie sich herausgestellt hat - richtigerweise als Sinnspruch für einen weiteren Papst oder Gegenpapst verstanden haben. Außerdem sehen wir, dass sich diese drei Aussagesätze (Nr. 13, 62, 112) in nahezu konstanten Abständen zueinander finden. Sie stehen 49 bzw. 50 Sinsprüche auseinander, um eben Nummer 112 als vollwertigen Sinnspruch zu vermarkten. Und der Schlusssatz "Petrus Romanus, qui ..." interpretiert insbesondere mittels der Wortwahl "in multis tribulationibus" ("in vielen Trübsalen") die äußerst starke Verfolgung, die persecutio extrema eben, sodass der Erfinder dieses Petrus-Romanus-Kommentares an den Aussagesatz als richtigen Sinnspruch geglaubt hat. Man legt ja schließlich keine Auslegung aus, sondern einen Sinnspruch.

Ein weiteres Indiz für den prophetischen Gehalt des Schlussatzes „In persecutione extrema S. R. E. sedebit“ ist dessen Banalität. Die Behauptung, ein gewisser "Er" werde in der letzten oder einer äußerst starken Verfolgung der Kirche thronen, ist so unspektakulär, dass sie kaum eine Fälschung sein kann. Ein Fälscher hätte was Aufregenderes geschrieben, und das ist ja mit dem schrecklichen Richter am Weltenende sowie der Zerstörung einer Siebenhügel-Bürgerschaft auch geschehen. Das Aufregende ist also die Interpretation, nicht die banale Feststellung, der letzte Papst werde in der letzten bzw. in äußerst starker Kirchenverfolgung thronen.

Der Punkt nach "persecutione". Dass bereits nach "persecutione" ein Punkt folgt, hat die Gloria.tv-Userin MEMRA entdeckt. Danach folgt aber kein neuer Absatz, im Gegenteil: es geht sogar mit Kleinschreibung weiter, was einen Druckfehler oder aber einen Kompromiss zum Streit über den letzten Sinnspruch wahrscheinlich macht: Heißt der letzte Sinnspruch "In persecutione." oder "In persecutione extrema S.R.E. sedebit."? Der kürzere Sinnspruch

 

In persecutione.

(In äußerster Verfolgung.)

 

entspräche mit zwei Worten eher dem Stil der anderen und ließe von daher eher auf einen rechtmäßigen Papst denn auf einen Gegenpapst schließen. Er kann aber wegen des fehlenden "extrema" nicht sicher ausgeschlossen werden. Der Interpret wollte offenbar mit der Vernichtung der Siebenhügel-Bürgerschaft und dem schrecklichen Richter einen schaurigen Schluss erzeugen, und da ist es besser, eine sowohl äußerst starke als auch eine letze Kirchenverfolgung auslegen zu dürfen. Beides gibt das Adjektiv "extrema" her. Es hinzuzuerfinden wäre also begründet. Da zudem die Kirchenverfolgung unter Gegenpapst Franziskus kaum die letzte sein dürfte - zumindest sollte noch die zur Antichrist-Zeit folgen -,  fragt man sich, warum dann Philipp Neri "extrema" prophezeit hat, ein Wort, das zwar nicht zwingend eine letzte Verfolgung andeuten muss, jedoch so ausgelegt werden kann.  Andererseits lässt sich eine letzte Verfolgung der Kirche auf einen bestimmten Zeitraum einschränken; es könnte etwa die letzte Kirchenverfolgung zur Zeit des Papsttums, das Jesus während seiner ersten Erdenzeit eingesetzt hat und das Philipp Neri geschaut hat, gemeint sein.

Ein Hauptproblem eines bereits nach "persecutione" endenden Sinnspruchs ohne "extrema" besteht jedoch in der schlechten Erklärbarkeit des sich an "In persecutione." anschließenden, ohne Absatz und sogar mit Kleinbuchstaben beginnenden Satzes

 

extrema S. R. E. sedebit.

(eine äußerste Heilige Römische Kirche wird thronen.)

 

Der kann wohl kaum als eine dezentrale, papstlose Kirche interpretiert werden, denn solches gibt das lateinische Wort "extrema" ("äußerste, letzte") einfach nicht her.

Außerdem fragt man sich: Wenn schon der Fälscher zum Zwecke der von ihm gewollten Auslegung ein "extrema" hinzuerfunden hat, warum hat er es dann nicht dabei belassen, sondern neben der Päzisierung "S.R.E." ("der heiligen römischen Kirche.") noch das Verb "sedebit" hinzugefügt, was den Sinnspruch zum Aussagesatz

 

In persecutione extrema S. R. E. sedebit.

(In äußerster Verfolgung der Heiligen Römischen Kirche wird er thronen.)

 

nacht, der sich in frappierender Weise von den anderen 40 prophetischen Sinnsprüchen abhebt. Fälscher tendieren dazu, den wahren Gehalt so gut wie möglich nachzuäffen, und da wäre jede stilistische oder formale Abweichung nur Gift. Wie in obiger Tabelle bereits festgestellt, hat der Fälscher in den 71 gefälschten Devisen ebenso zwei Aussagesätze geformt, und zwar zu Päpsten, die keine Gegenpäpste waren. Offenbar bemühte sich der Fälscher, diesen formalen Unterschied unauffälliger zu machen. Entspräche der durch den Aussagesatz gegebene formale Unterschied nicht der wahren Prophetie, hätte man sich doch diese Schwierigkeit erst gar nicht geschaffen. Der Fälscher deutete offenbar Franziskus nicht als Gegenpapst; wozu also mittels "sedebit" einen Aussagesatz generieren und damit einen formalen Unterschied zu den rechtmäßigen Päpsten schaffen? Das weist klar darauf hin, dass der Fälscher vom Aussagesatz als der zu interpretierenden Devise ausgegangen ist und nicht erst die Kurzdevise "In persecutione." zu einem Aussagesatz verfälscht hat.

Dem Seher Philipp Neri jedoch, der wusste, dass Benedikt XVI. nach seinem Rücktritts-Fake Papst bleibt und Franziskus nur ein inmitten der Verfolger thronender Gegenpapst ist, dürfte dagegen ein formaler Unterschied des Sinnspruchs für Franziskus als unerlässlich erschienen sein. Diesen Unterschied erhält er durch einen Aussagesatz und deutet damit einen Gegenpapst an. Einen "Er", dessen Namen man nicht aussprechen will. Dem man einen ordentlichen Sinnspruch schlichtweg verweigert.

Außerdem interpretiert die Auslegung "Petrus Romanus, qui pascet ..." eindeutig den gesamten Aussagesatz inclusive des "extrema" und des "sedebit", und zwar mit den "mulits tribulationibus" ("den vielen Trübsalen") die "persecutio" ("die Verfolgung") und mit der Zerstörung der "civitas septicollis" ("Siebenhügel-Bürgerschaft"), dem "judex tremendus" ("dem schrecklichen Richter") und dem "Finis." ("Ende.") das "extrema".

Der Bezug des letzten Sinnspruchs auf Gegenpapst Franziskus. Der letzte Sinnspruch bezieht sich mit ziemlicher Sicherheit auf Gegenpapst Franziskus, denn Philipp Neri, der Seher der Malachiasprophezeiung, schaute alle Päpste, die beim Konklave gewählt wurden, und dort wurde auch Franziskus gewählt. Vermutlich wäre die Wahl trotz des einen ungültigen Wahlgangs (weswegen am Wahltag ein Wahlgang mehr als erlaubt stattfand, allerdings nur ein ungültiger) rechtsgültig gewesen, wäre Benedikt XVI. rechtsgültig zurückgetreten. Diese Wahl dürfte Philipp Neri kaum ignoriert haben, und da gerade sein Sinnspruch für "Papst Franziskus" gar so anders ausfällt - es ist ein Aussagesatz, was bei seinen anderen 40 Sinnsprüchen nie vorkam -, kann man dies allein als eine Art werten, kundzutun, dass es sich hier um einen Gegenpapst handelt, einen Er, den man nicht beim Namen nennt, dem man keinen richtigen Sinnspruch zuweisen will.

Zeit- und/oder Ortsbezug des letzten Sinnspruchs. Der Sinnspruch kann sich auf die Zeit beziehen: zur Zeit einer äußerst starken, vielleicht auch der letzten Kirchenverfolgung würde er thronen; er kann sich aber auch auf den Ort beziehen. Im klassischen Latein ist "in" + Ablativ fast stets ein Lokativ, eine Ortsangabe. Das würde dann heißen, dass Gegenpapst Franziskus inmitten der Verfolger thront.

Malachiasweissagung und Petrus-Romanus-Narretei

Meine Artikel über die Malachiasweissagung sind noch nicht fertig. Am weitesten fortgeschritten ist der Überblicks-Artikel

Die Petrus-Romanus-Narretei

Später werde ich meine eigenen Erkenntnisse über die "Petrus-Romanus-Narretei", wie ich sie nenne, sowie über deren Rezeption im folgenden Artikel ausführlich wiedergeben:

Jahrhunderte lang - und die meisten Leute glauben es heute noch - wurden die Menschen mit der Behauptung genarrt, die Papstweissagung des heiligen Malachias, wie sie genannt wird, spräche von einem "Petrus Romanus". Dieser ist aber nicht Bestandteil der Prophetie, sondern eine Auslegung, ein sog. "Adiectum" , was Hinzugefügtes, wozu es am Ende heißt, dass die Adiecta nicht von Malachias stammen, sondern vom Ausleger dieser Prophetie.

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