Titelbilder:  links: Mater dolorosa, Mitte: Hostie, rechts: Ferdinand Waldmüller: Der Versehgang.

Ave verum corpus natum de Maria virgine  vertont von Wolfgang Amadeus Mozart

Ave verum (Urtext 13. Jh., vertont von Wolfgang A. Mozart)

Nach obiger Fassung von Wolfgang Amadeus Mozart

Lateintext nach Mozart Übersetzung ins Deutsche Peter Gerloff

Ave, ave, verum corpus,

natum de Maria virgine,

vere passum immolatum

in cruce pro homine,

cuius latus perforatum

unda fluxit et sanguine

esto nobis praegustatum

in mortis examine,

in mortis examine!

|: Sei gegrüßt, :| wahrer Leib,

geboren von Maria der Jungfrau,

wahrhaft gelitten und geopfert

am Kreuz für den Menschen;

dessen durchbohrte Seite

von Wasser floss und Blut:

Sei uns Vorgeschmack

in des Todes Prüfung,

in des Todes Prüfung!

Gruß dir, Leib des Herrn, geboren

aus Marias reinem Schoß!

Heimzuführen, was verloren,

trugst du Kreuz und Todeslos.

Von der speerdurchbohrten Seite

flossen Blut und Wasser rot.

Sei uns Vorgeschmack im Streite,

Himmelskraft in Sterbensnot!

 

Vermutetes Original und liturgische Fassung

Vermutetes Original Liturgische Fassung Heinrich Bone

Ave verum corpus natum

ex Maria virgine,

vere passum, immolatum

in cruce pro homine,

cuius latus perforatum

vero fluxit sanguine,

esto nobis praegustatum

mortis in examine.

o dulcis, o pie,

o fili Mariae.

 

 

Ave verum Corpus natum

de Maria Virgine:

Vere passum, immolatum

in cruce pro homine:

Cujus latus perforatum

fluxit aqua et sanguine:

Esto nobis praegustatum

mortis in examine.

O Jesu dulcis!

O Jesu pie!

O Jesu fili Mariae.

 

Wahrer Leib, sei uns gegrüßet,

den Maria uns gebar;

der, am Kreuz für uns gebüßet,

das Versöhnungsopfer war!

Blut und Wasser aus dir fließen,

da dein Herz durchstochen war.

Gib uns, dass wir dich genießen

in der letzten Todsgefahr!

O gütiger Jesu,

o milder Jesu,

o Jesu, du Sohn Gottes

und der Jungfrau Maria.

Das dreifache "wahr" im Originaltext und zur Übersetzung der letzten beiden Lateintexte:

Das fettgedruckte "verum" zu Beginn des vermuteten Originals ist das Adjektiv "wahr". Es bezieht sich auf den Leib: "wahrer Leib". Das zweite "wahr", "vere", ist die reguläre Adverbbildung; sie bedeutet etwa "wahrhaft"; dieser Leib hat wahrhaft gelitten. Das dritte "wahr", "vero", ist eine seltenere Form der Adverbbildung und deutet eine Verwunderung oder einen Gegensatz an: "in der Tat", "aber", einen Gegensatz, der hier aber kaum gegeben ist: "dessen durchbohrte Seite troff in der Tat von Blut"; so in etwa sollte Vers 5 bis 6 übersetzt werden.

Dieses "vero" wurde nun in der liturgischen Fassung durch "aqua" ("Wasser") ersetzt: "troff von Wasser und Blut" (Vers 6). Mozart wiederum ersetzte "aqua" durch "unda", was eigentlich "Welle" heißt, die in der Regel eine Wasserwelle ist und auch die Bedeutung "Wasser" haben kann.  Das hebräische oder unser M ist ja eine Welle; die wieder kommt vom Anfangsbuchstabe des semitischen Wortes "majim" (in der hebräischen Form), was "Wasser" heißt.

Zu den lateinischen Wörtern ab Vers 9: "dulcis" heißt "lieblich", süß". Etymologisch betrachtet heißt es "toll". Weiter ist "pie" der Vokativ zu "pius" und bedeutet etwa "fromm, gewissenhaft, zärtlich". Und "fili" ist der Vokativ zu "filius" ("Sohn"); Jesus wir hier als Sohn Mariä angerufen.

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