Das Lied der Deutschen wurde 1841 von Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874) auf der damals britischen, heute deutschen Insel Helgoland zur Melodie des Kaiserliedes von Joseph Haydn 1796/97 gedichtet.
Die obigen Bilder zeigen Hoffmann von Fallersleben, links als 21-Jährigen nach dem Portrait von Karl Georg Schumacher (auf Wikimedia Commons hochgeladen von Fa2) und rechts im vorgerückten Alter nach dem Maler Ernst Henseler (auf Wikimedia Commons hochgeladen von Hojatthu). In der Mitte ist die Karte des Deutschen Bundes (1815 - 1866) zu sehen (auf Wikimedia Commons hochgeladen von RokerHRO).
Hoffmann von Fallersleben wollte, dass sich die vielen Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes und auch die Ostgebiete ("bis an die Memel"), die nur von 1848 bis 1851 dazugehörten, zu einem einzigen Deutschland vereinigen, was insbesondere durch den Lied-Beginn "Deutschland, Deutschland über alles" ausgedrückt ist. Im Deutschen Reich, dessen Gründung 1871 unter Ausschluss Österreichs er noch miterlebte, wurde sein Lied erst während der Weimarer Republik, und zwar am 11. August 1922, zur deutschen Nationalhymne erklärt. Zur Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945) wurde nur noch die erste Strophe gesungen. Seitens der Bundesrepublik Deutschland wird seit 1952 zu offiziellen Anlässen nur die dritte Strophe gesungen, und seit 1991, kurz nach dem Beitritt der DDR, hat die deutsche Bundesregierung diese allein zur deutschen Nationalhymne erklärt.
Die Melodie zum Lied der Deutschen ist der Kaiserhymne "Gott erhalte Franz den Kaiser" entlehnt. Sie wurde im Auftrag des letzten Kaisers der Römer, Franz II., vom österreichischen Komponisten Joseph Haydn verfasst. Sie wird ebenso auf einen englischen kirchlichen Text mit dem Liedanfang "Glorious Things of Thee are Spoken" gesungen.
Um den lateinischen Text, den ich für das lateinische Vicipaedia freigegeben und dort auch platziert habe, mitsingen zu können, ist eine Instrumentalversion nötig. Das folgende Video bietet zwar nur eine einzige Strophe, ist aber qualitativ sehr hochwertig:
Auch das nächste Video bietet nur eine Strophe, aber in einer sehr schönen Interpretation:
Obwohl das gesamte Lied der Deutschen bis 1990 deutsche Nationalhymne war, ist im Folgenden nur die dritte Strophe ins Lateinische übertragen. Bei der ersten Strophe haben die dort angegebenen Grenzen nie den Grenzen eines Deutschlands entsprochen, und die zweite Strophe ist ohnehin nur ein Trinklied, das an sich einer Nationalhymne völlig unwürdig ist.
Das Lied der Deutschen Hoffmann von Fallersleben 1841 |
Carmen Germa- norum |
Rück- übersetzung |
Martin Bachmaier 2016 | ||
3 . S t r o p h e |
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Einigkeit und Recht und Freiheit |
Fas, concordia, libertas |
Göttliches Recht, Eintracht, Freiheit |
für das deutsche Vaterland! |
patriae Germa- nicae! |
für das deutsche Vaterland! |
Danach lasst uns alle streben |
Has peta- mus metas certas |
Erstreben wir diese zuverläs- sigen Säulen |
brüderlich mit Herz und Hand! |
corde vique dexterae! |
von Herzen und kraft der rechten Hand! |
Einigkeit und Recht und Freiheit |
Fas, concordia, libertas |
Göttliches Recht, Eintracht, Freiheit |
sind des Glückes Unterpfand. – |
sunt salutis pignora. |
sind des Wohlergehens Unterpfänder. |
|: Blüh im Glanze dieses Glückes, |
|: Cuius in splendore vertas, |
In dessen Glanz mögest du dich tummeln, |
blühe, deutsches Vaterland! :| |
floreas Germa- nia! :| |
blühen mögest du, Deutsch- land! |
Carmen Germanorum | ||
Martin Bachmaier 2016 | ||
1 . S t r o p h e | ||
O Germania sacrata, mundi cor carissimum, |
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dum germane foederata sibi det praesidium! |
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Balticis a fretis, Mosa, Athesique, Memela |
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|:
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marginata, luminosa,
nobilis Germania! :| |
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2 . S t r o p h e | ||
Carmen, vinum, fides, atque femina Germanica |
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servent sonum, crebrescatque fama vetus candida! |
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Animemur semper rite sequi liberalia |
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|:
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carmine, vinoque, fide, femina Germanica! :| |
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3 . S t r o p h e |
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Fas, concordia, libertas patriae Germanicae! |
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Has petamus metas certas corde vique dexterae! |
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Fas, concordia, libertas
sunt salutis pignora. |
||
|:
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Cuius in splendore vertas, floreas Germania! :| |
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Die Bilder zeigen den Kaiser und die fünf Könige im Deutschen Bund des Jahres 1841, als Hoffmann von Fallersleben das Lied der Deutschen geschrieben hat. Dem Deutschen Bund gehörten neben dem Kaiserreich Österreich und den fünf Königreichen Preußen, Bayern, Hannover, Sachsen und Württemberg zahlreiche weitere Mitgliedstaaten an, kleine, aber auch größere, deren Fläche bis an die der kleineren Königreiche heranreichte.
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Metrik: Die Metrik ist akzentuierend. Es liegt aber auch eine gewisse quantitierende Metrik vor, nämlich insofern als alle Silben, denen eine oder mehrere musikalische Noten von insgesamt mehr als einem Schlag zugeordnet sind, auch lang sind*, während Silben, denen weniger als ein Schlag in der Musik zugeordnet ist, wenigstens keinen Langvokal haben, meist aber auch kurz sind. Auf diese Weise wird der Sänger nicht getäuscht, denn sollte eine Silbe mit Kurzvokal nur wegen deren Schließung durch einen Konsonanten lang sein, so wird der Kurzvokal dadurch ja nicht lang, sondern sogar noch kürzer gesungen, da auch der Konsonant dazugesungen werden muss. Das kann allenfalls einen leichten Zungenbrecher verursachen, nicht aber eine Täuschung hinsichtlich der Vokallänge.
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* Dabei ist die letzte Silbe eines lateinischen Verses - im klassischen Latein würden hier aber zwei Verse zusammen einen einzigen katalektischen Tetrameter-Vers bilden - immer lang. Eine mit Kurzvokal endende letzte Silbe wird dabei durch Ausklingenlassen dieses Kurzvokals lang gebraucht. In klassischer Sprechweise würde auch das lange Schluss-"a" von "Mosa" mit dem kurzen Anfangs-"a" von "Athesique" zu einem einzigen langen "a" verschmelzen. Denkt man so, so legt man eben zwei Noten mit einer Längensumme von zwei Schlägen auf dieses eine lange "a".
Reim: Die ungeradzahligen Verse haben weibliches Ende und reimen sich daher ab dem Ton der vorletzten Silbe, während die geradzahligen Verse männliches Ende haben und sich somit erst ab dem Ton der letzten Silbe reimen. In der zweiten Strophe bezieht sich der Reim sogar auf die drei letzten Silben. Der deutsche Text reimet sich übrigens nur in den geradzahligen Versen mit männlichem Ende.