Benedikt, Bergoglio und die Petrus-Romanus-Narretei in der Malachiasweissagung

Die farbige Tabelle etwas weiter unten genügt, um zu verstehen.

Zum Themenkomplex Malachiasprophezeiung und "Petrus Romanus" habe ich drei Artikel geschrieben, einen über die Malachiasweissagung, den Artikel hier über die Petrus-Romanus-Narretei und einen dritten, der das Interessanteste zu beiden Themen zusammenfasst.

Jahrhunderte lang - und die meisten Leute glauben es heute noch - wurden die Menschen mit der Behauptung genarrt, die Papstweissagung des heiligen Malachias, wie sie genannt wird, spräche von einem "Petrus Romanus". Dieser ist aber nicht Bestandteil der Prophetie, sondern eine Auslegung des letzten Sinnspruchs, ein sog. "Adiectum" , was Hinzugefügtes. Und vom Hinzugefügten, den Adiecta, erfahren wir am Ende der Malachiasweissagung in Lignum Vitae, dass es nicht von Malachias stammt, sondern von Alphons Ciaconius, dem angeblichen Interpreten diese Prophezeiung.

Wer diese Papstweissagung wirklich ausgelegt hat, bleibt weiterhin umstritten. Der Urheber der Malachiasprophezeiung ist aber keinesfalls der irische, heiliggesprochene Bischof Malachias, sondern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der heilige Philipp Neri. Die wichtigsten Gründe dafür habe ich bereits im Wikipedia-Artikel Malachiasweissagung genannt.

Warum "In persecutione. extrema S.R.E. sedebit." ein dem Malachias zugesprochener Sinnspruch und "Petrus Romanus, qui pascet..." eine dem Ciaconius zugeschriebene Auslegung und somit nicht Bestandteil der Malachiasprophetie ist

Die nachfolgenden Darlegungen nehmen auf einzelne Sinnsprüche und Auslegungen der gesamten Papstweissagung Bezug, also nicht nur auf die (vermutlich) 41von Philipp Neri stammenden prophetische Devisen, sondern auch auf die 71 gefälschten sowie auf die Auslegungen, die im Buch Lignum Vitae ebenso abgedruckt sind. Man sollte sie sich im folgenden "Auszugs-Artikel" auf meiner Wikipedia-Benutzerseite ansehen, um den Ausführungen besser folgen zu können:

Vieles von dem, was im Folgenden erläutert wird, verdeutlicht bereits die folgende Tabelle. Sie enthält einen Auszug aus den 41 prophetischen Sinnsprüchen Philipp Neris, die ersten acht (#72 - 79) und die letzten vier (#109 - 112). Die ersten drei enthalten sowohl Papstnamen als auch Auslegung, weitere drei enthalten nur noch den Papstnamen, während bei den restlichen, von denen noch die nächsten zwei, aber auch die letzten vier in der Tabelle aufgeführt sind, mangels Kenntnis der Zukunft kein Zusatz mehr möglich schien. Dennoch ist dem letzten Sinnspruch mit "Petrus Romanus" noch ein Papst-Synonym oder gar eine Papstnamens-Vermutung sowie eine Auslegung beigefügt. Der Ausleger assoziierte wohl das Ende der prophezeiten Papstliste mit dem Ende der Welt und entlehnte seine Auslegung dem schaurigen Ambiente der Apokalypse und des Dies irae.

  Die prophetischen Sinnsprüche in LIGNVM VITAE incl. aller Adiecta  

 

 
#

Der Sinnspruch,

in Lignum vitae
dem Malachias
zugeschrieben

Die Adiecta (Hinzugefügtes), in Lignum vitae

dem Ciaconius zugeschrieben

Papst
bzw.
Gegen-
papst

 Papst  Auslegung

72

 

 

Medium corpus pilarũ.

 

 

Gregorius XIII.

 

 

cuius inſignia medius Draco, Cardinalis creatus à Pio. IIII. qui pila in armis geſtabat. 

Gregor XIII.

 

 

73

 

Axis in medietate ſigni.

 

Sixtus. V.

 

qui axem in medio Leonis in armis geſtat.

Sixtus V.

 

74

 

 

 De rore cœli.

 

 

Vrbanus. VII.

 

 

qui fuit Archiepiſcopus Roſſanenſis in Calabria, ubi mãna colligitur.

Urban VII.

 

 

75  Ex antiquitate Vrbis. Gregorius. XIIII.    Gregor XIV.
76  Pia ciuitas in bello. Innocentius. IX.   Innozenz IX.
77 Crux Romulea. Clemens. VIII.   Clemens VIII.
78  Vndoſus uir.     Leo XI.
79  Gens peruerſa.     Paul V.
         ⁞           ⁞
109 De medietate lunæ.      Johannes Paul I.
110 De labore ſolis.      Johannes Paul II.
111 Gloria oliuæ.     Benedikt XVI.

112

 

 

 

 

 

In psecutione. extre- 
  ma S.R.E.ſedebit. 

 

 

 

 

Petrus Romanus,

 

 

 

 

 

qui paſcet oues in multis tribulationibus: quibus tranſactis ciuitas ſepticollis diruetur, & Iudex tremẽdus iudicabit populum ſuum. Finis.

Franziskus

 

 

 

 

 

Welche Sätze Sinnsprüche und welche Adiecta (Hinzugefügtes; das sind Papstnamen und Auslegungen) sind, scheint bei der dreispaltigen Anordnung zunächst offensichtlich. Am Ende scheinen alle drei Spalten für die Sinnsprüche verwendet zu werden (siehe den Abschnitt Form auf Wikipedia). Das jedenfalls wurde bisher stets geglaubt, dabei aber außer Acht gelassen, dass der letzte Absatz dieses wieder dreispaltigen Teils aufgrund der Form „Petrus Romanus, qui pascet …“ dem Stil Papstname mit angefügter Auslegung entspricht.

Es ergeben sich folgende Gründe, warum der Satz „In persecutione extrema S. R. E. sedebit“ ein wahrscheinlich von Philipp Neri stammender Sinnspruch und damit Bestandteil der sog. Malachiasprophetie ist und warum der Absatz „Petrus Romanus, qui pascet …“ nur ein Adiectum sein kann und damit nicht zur Malachiasweissagung gehört:

  • Ein erstes Indiz ist, dass ein Schlussatz wie „In persecutione extrema S. R. E. sedebit“, dass also ein gewisser "Er" in der letzten oder einer äußerst starken Verfolgung der Kirche thronen wird, dermaßen banal und unspektakulär ist, dass er kaum eine Fälschung sein kann, denn ein Fälscher hätte sicherlich was Aufregenderes geschrieben. Auch würde wohl kaum ein Interpret einen so banalen Satz als eine Interpretation von irgendetwas hinzufügen.
  • Eindeutig verraten aber die ersten 71, also die gefälschten Sinnsprüche, dass „In persecutione extrema S. R. E. sedebit“ vor Drucklegung der Prophetie als vollwertiger Sinnspruch verstanden worden ist, und das, obwohl er sich als Aussagesatz formal von den anderen 40 Sinnsprüchen Philipp Neris, von denen keiner ein Aussagesatz ist, völlig unterscheidet. Der oder die Fälscher scheinen sich nämlich in ihren 71 hinzuerfundenen Sinnsprüchen nach dem Anteil der vorhandenen Aussagesätze in Philipp Neris Prophetie gerichtet zu haben. Wenn bei 41 Sinnsprüchen genau einer ein Aussagesatz ist, erwartet man bei 71 Sinnsprüchen 71/41 = 1,73, also gerundet zwei Aussagesätze. Und diese zwei Aussagesätze finden sich im 13. Sinnspruch: „De Schola exiet“ („Von der Schule wird er ausgehen“) sowie im 62., dem zehntletzten hinzuerfundenen Sinnspruch: „Fructus Iovis iuvabit“ („Die Frucht Jupiters wird helfen“). Zudem sind diese beiden Aussagesätze genauso wie der letzte im Futur geschrieben, und ihre Zuordnung zu jeweils einem Papst zeigt, dass die Fälscher den letzten Aussagesatz „In persecutione extrema S. R. E. sedebit“ nicht als Anhängsel zu „Gloria olivae“, sondern - wie sich herausgestellt hat - richtigerweise als Sinnspruch für einen weiteren Papst oder Gegenpapst verstanden haben. Weiter sind die beiden Abstände der drei Aussagesätze nahezu konstant: Zwischen dem 13. und 62. liegen 48 Nicht-Aussagesätze, während sich zwischen dem 62. und dem 112, dem letzten echten also, 49 Nicht-Aussagesätze finden.
  • Ein Satz wie „Petrus Romanus, qui pascet …“, der mit einem Papst-Namen oder Papst-Synonym beginnt und mit einem Relativpronomen fortgeführt wird, findet sich dagegen in keinem der gefälschten Sinnsprüche. Stattdessen ist dieser Stil in den Adiecta, den Deutungen, die dem Alfons Ciaconius zugeschrieben sind, vielfach zu finden. An die Stelle des Papst-Synonyms tritt natürlich der bereits bekannt gewordene Papstname, doch diesem folgt oft, und zwar in 12 von 74 Fällen (die letzten drei sind Adiecta zu Philipp Neris Sinnsprüchen) bereits direkt dahinter ein Relativpronomen. In acht dieser 12 Fälle heißt dieses sogar „qui“ („der“) wie im Petrus-Romanus-Zusatz, in den anderen vier Fällen „cuius“ („dessen“). Das ist ein klares Indiz dafür, dass der Satz „Petrus Romanus, qui pascet …“ nicht als Sinnspruch, sondern als ein Adiectum des Ciaconius zu verstehen ist, mit der Malachiasweissagung selbst also nichts zu tun hat.
  • „Petrus Romanus“ kann als Synonym für „Papst“ oder „Bischof von Rom“ verstanden werden, aber auch einer kuriosen Meinung des Ciaconius geschuldet sein, der letzte Papst müsse wie der erste Petrus heißen, dies, obwohl sich noch nie ein Papst, nicht mal Simon der Fischer – dieser erhielt den Namen Petrus von Jesus selbst – oder ein Papst, der mit bürgerlichem Namen bereits Petrus hieß, den Namen Petrus zugelegt hat. Eine dermaßen kuriose Meinung lässt aber „Petrus Romanus“ nicht als Sinnspruch, sondern als eine Art Auslegung des Sinnspruchs „In persecutione extrema“ („in der letzten (oder in äußerst großer) Verfolgung“) erscheinen, wenn also das Adjektiv „extremus“ im Sinne von „letzter“ ausgelegt wird.
  • Auch der Relativsatz „qui pascet oves in multis tribulationibus: quibus transactis civitas septicollis diruetur, et Iudex tremendus iudicabit populum suum. Finis.“ liest sich bereits wie eine Auslegung von „In persecutione extrema S. R. E. sedebit“. Siehe den entsprechenden Tabelleneintrag (nach Klick auf obigen Button).
  • Zudem steckt im gesamten Adiectum „Petrus Romanus, qui pascet …“ ein in Zweideutigkeiten zum Ausdruck kommender Sicherheitsgedanke, der eines heiligen Propheten unwürdig ist. Der Ausleger hat sich nicht einmal „Petrus II.“ zu schreiben getraut; vielleicht kommt ja in der Zwischenzeit doch noch ein vorschneller Petrus, was die Ziffer II widerlegte, und falls sich der letzte Papst nicht mal Petrus nennen sollte, so kann Petrus immer noch als Papst-Synonym herhalten. Derselbe Sicherheitsgedanke steckt in der „civitas septicollis“. Wenn es nicht die Siebenhügelstadt Rom ist, dann eben die „Hure Babylon“ sitzend auf einem Tier mit sieben Köpfen, die sieben Bergen entsprechen,[57] d. h. die nicht nach Gottes Geboten lebende Gemeinschaft von Menschen, die der heilige Augustinus in De civitate dei die civitas terrena, den Erdenstaat nennt.
  • Das Adiectum „Petrus Romanus, qui pascet …“, insbesondere dessen Relativsatz kann auch schon deswegen nicht als prophetischer Sinnspruch verstanden werden, weil er schlicht und einfach nichts Prophetisches, was nicht bereits bekannt wäre, enthält. Troll[4] verweist auf John Henry Newman, der diesen Schlusssatz in seinem Traktat über den Antichrist von 1838 zitiert und ihn in Übereinstimmung mit den Anschauungen des frühen Christentums findet.[60] Und wenn Troll schreibt: „Nach Aussage der Prophetie findet mit diesem Pontifikat die menschliche Geschichte jenes Ende, das der biblische Glaube und das Credo der Kirche (et iterum venturus est) lehrt“, dann bestätigt er ebenfalls, dass dieses Adiectum nichts prophetisch Neues enthält.
  • Weiter weiß man von Philipp Neri, dass er so von Gottes Liebe überwältigt wurde, dass ihm sogar eine Herzerweiterung zuteil wurde, die auch anatomisch bestätigt wurde. Es mutet daher nahezu absurd an, dass dieser Philipp Neri, der Gott als so unermesslich große Liebe kennengelernt hat, dass er sich zu sagen genötig fühlte: „Es ist genug!“, von Gott als einem iudex tremendus, einem Richter, vor dem man zittern muss, schreibt. Der Petrus-Romanus-Zusatz gefolgt von diesem „schrecklichen Richter“ kann daher kaum Philipp Neri zugeschrieben werden. Vielmehr dürfte dieser Schreckensrichter von einem Interpreten stammen, der sich an der zweiten Strophe (Quantus tremor est futurus, quando iudex est venturus, cuncta stricte discussurus! Was für ein großes Zittern ist künftig, sobald der Richter ist im Kommen, alles streng zu erörtern!des damals bereits bekannten Dies irae orientiert hat, um die eher nüchtern anmutende Prophetie des Philipp Neri in ein schauriges Ambiente am Ende der Welt zu tauchen.

Der Punkt nach dem "persecutione" im letzten Sinnspruch

Dass auch nach "persecutione" ein Punkt folgt, verdanken wir einem Hinweis des Gloria.tv-Users MEMRA. Es folgt hier aber kein neuer Absatz, im Gegenteil: es geht sogar mit Kleinschrift weiter, was einen Druckfehler oder aber eine Kompromisslösung zum Streit über den letzten Sinnspruch wahrscheinlich macht. Heißt der letzte Sinnspruch "In persecutione.", was ja mit zwei Worten eher dem Stil der anderen Sinnsprüche entspricht, oder "In persecutione extrema S.R.E. sedebit.", was ein Aussagesatz ist. Die Fälscher jedenfalls scheinen an den Aussagesatz geglaubt zu haben, da sie ja selbst mit "De schola exiet" und "Fructus Iovis iuvabit" zwei Aussagesätze in den 71 Sinnsprüchen eingebaut haben, und zwar - zusammen mit dem letzten - in Abständen von nahezu konstant 49 bzw. 50 Sinsprüchen, und bei allen diesen drei Aussagesätzen steht das Verb im Futur. Zudem interpretiert der Schlusssatz "Petrus Romanus, qui ..." insbesondere wegen "in multis tribulationibus" eine äußerst starke Verfolgung, die persecutio extrema also, sodass zumindest auch der Erfinder dieses Petrus-Romanus-Kommentares an den Aussagesatz als richtigen Sinnspruch geglaubt hat.

"Papa" oder "Summus Pontifex" statt "Petrus Romanus"?

Ach, hätte doch Ciaconius oder wer immer der Ausleger der Malachias-Prophezeiung war, statt "Petrus Romanus" einfach "Summus Pontifex" oder gar nur "Papa", was ebenso dem deutschen Wort "Papst" entspricht, geschrieben! Dann würde wohl keiner sagen, nach dem Gloriae-olivae-Papst käme noch ein Papst mit der Malachias-Devise "Papst". Freilich, richtig gelegen hätte er damit auch nicht, denn Franziskus ist nun mal nur ein Gegenpapst.

Die Mutation des "Petrus Romanus" zum Sinnspruch und dessen formale Auslegung über zwei Ecken pro Wort

Die Literatur hat Punkt und Absatz zwischen dem Sinnspruch und dem Adiectum "Petrus Romanus, qui pascet ..." (und den Punkt nach "persecutione" natürlich ebenso) übersehen und zitiert beides zusammen als einen einzigen Satz, allerdings meist ohne den Schluss-Satz "Finis." ("Ende".), während das "E." aus der Abkürzungs-Kette "S.R.E." ausgeschrieben wird:

 

In persecutione extrema S. R. Ecclesiae sedebit Petrus Romanus, qui pascet oves in multis tribulationibus: quibus transactis civitas septicollis diruetur, et Iudex tremendus iudicabit populum suum.

 

Man tat so, als hätte sich der Prophet ausnahmsweise mal dazu herabgelassen, anstatt eines kurzen Sinnspruchs einen längeren Schluss-Satz zu schreiben. Was davon haften bleibt, ist aber nicht der Sinnspruch "In persecutione. extrema S.R.E. sedebit.", sondern das aller Unwichtigste, das Papstsynonym oder der Versuch einer Papstnamen-Prophetie des Auslegers, nämlich dieser ominöse "Petrus Romanus". Der nun fungiert als neuer Sinnspruch, was zu folgendem Ende der Sinnspruch-Kette führt:

De medietate lunae.

De labore solis.

Gloria olivae.

Petrus Romanus.

 

Der Sinn hinter dem so entstandenen "Ciaconius"-Sinnspruch "Petrus Romanus" konnte doch nur sein, dass der letzte wie der erste Papst Petrus heißen müsse. Die Wettbüros boten jedenfalls auf das Setzen auf den Papstnamen Petrus kaum noch eine 1:1-Wette an, so sicher waren sich viele prophezeiungsgläubige Menschen, die sich doch in Wahrheit nur von der Wichtigtuerei eines Auslegers oder Fälschers, auf jeden Fall eines Nicht-Propheten in den Bann ziehen ließen.

Es kam, wie es kommen musste: Es kam mit Franziskus ein "Papst" (genauer: Gegenpapst), der sich nicht Petrus nannte. So musste er halt anders interpretiert werden. Und dieses geschah im Stile der ersten 71 gefälschten und rein formalen Sinnsprüche, nur halt jeweils über zwei Ecken, was bei der Auslegung der 71 gefälschten Formalitäten-Sinnsprüche natürlich nie nötig war.

Den Petrus fand man im patrologischen Vornamen "Pietro" nicht etwa des "Papstes" selbst, sondern dessen, nach dem sich der 2013 gewählte Kardinal Jorge Mario Bergoglio benannt sehen will: des heiligen Franziskus von Assisi. Dessen Vater hieß nämlich mit Vornamen "Pietro". Das macht zwei Ecken. Die erste Ecke ist der Umweg über den Heiligen von Assisi, die zweite die Tatsache, dass man anstatt des Rufnamens Francesco oder des Vornamens Johannes (der Täufer) den in einer Geburtsurkunde (oder was Ähnlichem) erwähnten Vornamen des Vater selektiert.

Und auch beim "Romanus" ("Römer") bedarf es zweier Ecken. Erstens muss der Römer zum Italiener erweitert werden. Und dann ist ja Kardinal Jorge Mario Bergoglio an sich doch eher ein Argentinier denn ein Italiener. Immerhin hat er aber von seinem Vater die italienische Staatsbürgerschaft.

An sich läge da die zweite Devisenhälfte Romanus kaum daneben, wäre sie, interpretiert als Italiener, nicht sowas von trivial. 38 aller 40 von Philipp Neri prophezeiten rechtmäßigen Päpste waren nämlich Italiener, aber richtige Italiener, die in Italien lebten, nicht nur Staatsbürgerschafts-Italiener wie Kardinal Bergoglio.

Papst Benedikt XVI. kann zwar nicht als Italiener - die Ansicht, München sei die nördlichste Stadt Italiens, wird ja von den Bayern nicht geteilt - , aber doch, dem Mutations-Sinnspruch Petrus Romanus entsprechend, als alter Römer ausgelegt werden. Er ist ja in der antiken römischen Provinz Raetium geboren und aufgewachsen, und später wurde diese Provinz Teil des Heiligen Römischen Reiches. Ein Römer durch und durch.

Fehlt noch Johannes Paul II.: Sein Geburtsort Wadowice bei Krakau gehörte zwar nie zum Heiligen Römischen Reich, er war jedoch von 1772 bis 1918 Teil des Königreiches Galizien-Lodomerien unter der Herrschaft der Habsburg-Lothringer. Und diese stellen den Römern seit 1745 durchgehend die Kaiser. Johannes Pauls Vater, Karol, diente sogar als kaiserlicher und königlicher Unteroffizier der österreichisch-ungarischen K.u.K.-Monarchie. Mit etwas Geschick ließe sich also auch Johannes Paul II. zumindest als ein Römersohn interpretieren.

"Petrus Romanus" und die hohe Kunst des Danebentreffens

Kehren wir wieder zum "Petrus Romanus" als das, was es ist, zurück, ein Papst-Synonym oder ein Versuch, seitens des Auslegers, den Papstnamen zu erraten oder vorherzubestimmen. Der Ausleger, sei es Ciaconius oder ein anderer, wollte mit "Petrus Romanus" möglicherweise doch ein bisschen Self-Fulfilling-Prophecy provozieren. Toll wäre es gewesen, hätte sich Franziskus wirklich Petrus genannt, so wie Jesus den ersten Papst Petrus genannt hat. Wäre er auch kein Petrus II., sondern ein Petrus III. oder IV. gewesen, dafür hat der Ausleger Sorge getragen. Er schrieb ja nicht Petrus II., was durch einen Zwischen-Petrus glatt daneben gegangen wäre, Petrus Romanus hält aber auch für solche Fälle her. Könne nichts schief gehen, dachte er wohl. Und wenn er sich nicht einmal Petrus nennen sollte, na ja, jeder Papst ist doch ein Petrus. Das könne man ihm dann wohl auch nicht übel nehmen. Jeder Papst ja. Ja, jeder Papst ist ein Petrus und als römischer Bischof auch en Römer. Ein Gegenpapst allerdings ist kein Petrus und auch kein römischer Bischof. Dumm gelaufen! Aber wenigstens die Menschen zum Narren gehalten. In den Wettbüros bekam man mit dem Setzen auf den Papstnamen Petrus kaum noch eine 1:1-Wette angeboten. Wieviele Millionen Euronen da einfach gestrickte prophezeiungsgläubige Menschen liegen lassen haben?! Sie glaubten, an einen "Malachias" zu glauben oder einen anderen Seher, der hinter dieser Prophetie steckt, glaubten aber an deren Ausleger. Und der war kein Prophet.

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