Bild links: Engel am Altar der Nepomukkirche; lizenziert von Wikipedia/Wikimedia-User HatschiKa.
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Der folgende lateinische Text entspricht der meistgesungenen Version in den liturgischen Büchern. Es wurden insgesamt fünf Änderungen (siehe die Unterstreichungen) am Originaltext des Thomas von Auqin vorgenommen; zwei davon sind untragbar. Genaueres dazu im nächsten Abschnitt.
Lateinischer Text Thomas von Aquin |
Wörtliche Übersetzung ins Deutsche |
Reimübertragung Schott-Messbuch 1921 |
Reimübertragung Gottesdienst 1958 |
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1. | Adoro te devote, latens deitas, quae sub his figuris vere latitas. Tibi se cor meum totum subiicit, quia te contemplans totum deficit. |
Ich bete dich ergeben an, verborgende Gottheit, die unter diesen Gestalten wahrlich eine Verborgenheit. Dir sich mein Herz ganz unterwirft, weil es dich betrachtend sich ganz wegmacht. |
In Demut bet' ich dich, verborgene Gottheit, an, die du den Schleier hier des Brotes umgetan. Mein Herz, das ganz in dich anschauend sich versenkt, sei ganz dir untertan, sei ganz dir hingeschenkt. |
Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir. Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier. Sieh, mit ganzem Herzen schenk ich dir mich hin, weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin. |
2. | Visus, tactus, gustus in te fallitur, sed auditu solo tuto creditur. Credo quidquid dixit Dei filius: Nil hoc verbo veri- tatis verius. |
Sehen, Tasten, Schmecken in dir wird getäuscht, doch durch das Hören allein wird sicher geglaubt. Ich glaube, alles was gesagt Gottes Sohn; Nichts ist wahrer als dieses Wort der Wahrheit. |
Gesicht, Gefühl, Geschmack betrügen sich in dir, doch das Gehör verleiht den sichern Glauben mir. Was Gottes Sohn gesagt, das glaub' ich hier allein, es ist der Wahrheit Wort, und was kann wahrer sein? |
Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir, doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir. Was Gott Sohn gesprochen, glaube ich allein; er ist selbst die Wahrheit, nichts kann wahrer sein. |
3. | In cruce latebat sola deitas, at hic latet simul et humanitas. Ambo tamen credens atque confitens, peto quod petivit latro paenitens. |
Am Kreuz war verhüllt allein die Gottheit, aber hier verbirgt sich zugleich auch die Menschheit. Beides dennoch glaubend und zudem bekennend erbitte ich, was erbat der bußfertige Räuber. |
Am Kreuzesstamme war die Gottheit nur verhüllt; hier hüllt die Menschheit auch sich gnädig in ein Bild. Doch beide glaubt mein Herz, und sie bekennt mein Mund, wie einst der Schächer tat in seiner Todesstund'. |
Einst am Kreuz verhüllte sich der Gottheit Glanz, hier ist auch verborgen deine Menschheit ganz. Beide sieht mein Glaube in dem Brote hier; wie der Schächer ruf ich, Herr, um Gnad zu dir. |
4. | Plagas, sicut Thomas, non intueor; Deum tamen meum te confiteor. Fac me tibi semper magis credere, in te spem habere, te diligere. |
Die Wunden, wie Thomas, betrachte ich nicht; als meinen Gott dennoch bekenne ich dich. Mach, dass ich dir immer mehr glaube, auf dich die Hoffnung setze, dich liebe. |
Die Wunden seh' ich nicht, wie Thomas einst sie sah; doch ruf' ich: Herr, mein Gott, du bist wahrhaftig da! O gib, daß immer mehr mein Glaub' lebendig sei, mach meine Hoffnung fest, mach meine Liebe treu. |
Kann ich nicht wie Thomas schaun die Wunden rot, bet ich dennoch gläubig: "Du mein Herr und Gott!" Tief und tiefer werde dieser Glaube mein, fester laß die Hoffnung, treu die Liebe sein. |
5. | O memoriale mortis Domini, panis vivus, vitam praestans homini! Praesta meae menti de te vivere et te illi semper dulce sapere. |
O Gedenkzeichen des Todes des Herrn, lebendiges Brot, Leben gewährend dem Menschen, gewähre meiner Seele, von dir zu leben und dich ihr immer lieblich zu schmecken. |
O Denkmal meines Herrn an seinen bittern Tod! O lebenspendendes und selbst lebend'ges Brot! Gib, daß von dir allein sich meine Seele nährt und deine Süßigkeit stets kräftiger erfährt. |
Denkmal, das uns mahnet an des Herren Tod! Du gibst uns das Leben, o lebendig' Brot. Werde gnädig Nahrung meinem Geiste du, dass er deine Wonnen koste immerzu. |
6. | Pie pellicane, Iesu Domine, me immundum munda tuo sanguine. Cuius una stilla salvum facere totum mundum quit ab omni scelere. |
Liebevoller Pelikan, Jesus, Herr! Mich Unreinen reinige mit deinem Blut! Davon ein einziger Tropfen heil machen die ganze Welt kann von allem Verbrechen. |
O guter Pelikan, o Jesus, höchstes Gut! Wasch' rein mein unrein' Herz mit deinem teuren Blut. Ein einz'ger Tropfen schafft die ganze Erde neu, Wäscht alle Sünder rein, stellt alle schuldenfrei. |
Gleich dem Pelikane starbst du, Jesu mein; wasch in deinem Blute mich von Sünden rein. Schon ein kleiner Tropfen sühnet alle Schuld, bringt der ganzen Erde Gottes Heil und Huld. |
7. | Iesu, quem velatum nunc aspicio, oro fiat illud quod tam sitio; ut te revelata cernens facie visu sim beatus tuae gloriae. |
Jesus, den als Verhüllten jetzt ich erblicke, ich bitte, es geschehe das, wonach ich so dürste: dass ich, dich unverhüllten Antlitzes sichtend, in der Schau bin selig deiner Herrlichkeit! |
O Jesu, den verhüllt jetzt nur mein Auge sieht; wann stillst das Sehnen du, das in der Brust mir glüht: dass ich enthüllet dich anschau' von Angesicht und ewig selig sei in deiner Glorie Licht. |
Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht, stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht: lass die Schleier fallen einst in deinem Licht, dass ich selig schaue, Herr, dein Angesicht. |
Amen. | Amen. | Amen. | Amen. |
Es wirkt etwas seltsam, wenn hier die Frau in der letzten Strophe "visu sim beatus" singt. Als Frau sollte sie eigentlich "beata" singen. Andererseits steht sie ja hier stellvertretend für alle Menschen. Ich bin sicher kein Freund des Gender-Mists; habe noch nie die Schüler Schwein ("SuS") genannt. Dennoch wäre es von Vorteil, stünde anstelle des dreiendigen Adjektivs "beatus, -a, -um" ein ein- oder zweiendiges, das eben für beide Geschlechter dieselbe Endung hat. Ich zumindest habe das so gemacht, als ich in der lateinischen Version des Agni Parthene "me supplicem tuere" ("schau auf mich demütig Bittenden/Bittende") gedichtet hatte.