Bild oben: Dem Joey Lomangino (links) wurde von der Seherin der dämonischen Erscheinung in Garabandal. Conchita, das Augenlicht versprochen. Nun, zu Lebzeiten erhielt er das jedenfalls nicht. Auf das Erscheinen oder auf die Anrufung des heiligen Franz von Assisi (rechts) dagegen erhielten viele Blinde bereits zu Lebzeiten ihr Augenlicht wieder.
Ich bringe hier eine Auswahl aus den Blindenwundern nach dem Schrifttum des heiligen Bonaventura, und zwar die Nummern 1, 3 und 7, aber auch das Wiunder mit der Nummer 7a, das Bonaventuras Nachfolger als Ordensgeneral, Hieronymus de Ascolo (1274-78), der spätere Papst Nikolaus IV., diesen Wunder-Erzählungen hat hinzufügen lassen. Ich entnehme sie dem Buch „Franziskus Engel des sechsten Siegels“ von P. DDr. Sophronius.
Im Konvent der Minderbrüder zu Neapel lebte ein Bruder namens Robert, der mehrere Jahre blind war; ihm wucherte nämlich das Fleisch über die Augen; und darum konnte er seien Augenlider nicht bewegen und nicht gebrauchen. Als dort jedoch mehrere Brüder, die sich auf dem Weg in verschiedene Länder befanden, zu Gast weilten, heilte der selige Franziskus, der selbst ein Vorbild des heiligen Gehorsams war, den Bruder in ihrer Gegenwart, um sie durch dies neue Wunder zur Reise zu ermuntern, auf folgende Weise: Eines Nachts lag jener zu Tode erkrankt danieder, und man hatte schon für seine Seele die Sterbegebete verrichtet. Da stand plötzlich der selige Franziskus mit drei Brüdern bei ihm, die in jeglicher Heiligkeit vollendet sind, nämlich mit dem heiligen Antonius, Bruder Augustinus und Bruder Jakob von Assisi. Wie sie ihm im Leben auf dem Weg der Vollkommenheit gefolgt waren, so begleiteten sie ihn auch nach ihrem Tode voll Freuden. Der heilige Franziskus nahm nun eine Messer und schnitt das wuchernde Fleisch weg, schenkte ihm das Augenlicht wieder und entriss ihm den Rachen des Todes, indem er sprach: „Mein Sohn Robert, die Gnade, die ich dir erwiesen habe, soll jenen Brüdern, die zu fremden Völkern eilen, ein Zeichen sein, dass ich ihnen vorangehe und ihre Schritte lenke. Sie sollen freudig gehen und den ihnen auferlegten Befehl bereitwillig erfüllen.
In Campagna verlor ein Junge aus Profi durch eine plötzliche Krankheit auf dem linken Auge die ganze Sehkraft. Ein schmerzhaftes Leiden hatte ihm das Auge so sehr aus der Augenhöhle austreten lassen, dass es acht Tage lang, da der Nerv seine Spannkraft verloren hatte, in Fingers Länge auf die Wange herabhing und fast ausgetrocknet war. Da nur noch ein ärztlicher Eingriff notwendig war, die Ärzte sich davon aber wenig versprachen, erflehte sein Vater aus ganzem Herzen die Hilfe des seligen Franziskus. Der unermüdliche Helfer der Bedrängten versagte sich denn auch nicht dem Wunsche des Betenden. Er ließ nämlich das vertrocknete Auge durch eine übernatürliche Einwirkung in seine Augenhöhle zurücktreten, gab ihm die frühere Sehkraft zurück und verlieh ihm das ersehnte Augenlicht.
In Zancato, einem Ort bei Anagni, hatte ein Ritter namens Gerhard das Augenlicht gänzlich verloren. Eines Tages kamen nun zwei Minderbrüder aus fernen Landen und kehrten bei ihm ein, um zu übernachten. Als die ganze Familie sie aus Verehrung für den heiligen Franziskus ehrfürchtig aufgenommen und gütig bewirtete hatte, dankten sie Gott und ihrem Gastgeber und kamen zu der nahen Niederlassung der Brüder. Eines Nachts erschien da einem der Brüder der selige Franziskus im Traume und trug ihm auf: „Steh auf und eile mit deinen Gefährten zum Hause eures Gastgebers, der Christus und mich in euch aufgenommen hat, denn ich will ihm seine Werke der Liebe vergelten. Er wurde nämlich blind, weil er es für seine Sünden verdient hat und sie nicht durch das Bußsakrament tilgen wollte.“ Kaum war der Vater Franziskus verschwunden, da stand der Bruder geschwind auf, um alsbald mit seinen Gefährten den Auftrag zu erfüllen. Sie kamen zum Hause des Gastgebers und erzählten ihm der Reihe nach alles, was der eine von ihnen gesehen hatte. Da erschrak der Mann gewaltig und bestätigte, dass alles, was sie erzählt hatten, wahr sei. Daraufhin bekannte er willig unter Reuetränen seine Sünden. Als er schließlich Besserung versprochen und sich so dem inneren Menschen nach erneuert hatte, erhielt er sogleich auch das Augenlicht des Leibes zurück. Rasch verbreitete sich allenthalben die Kunde von diesem Wunder und regte die Menschen nicht allein zur Verehrung des Heiligen an, sondern auch zum demütigen Bekenntnis ihrer Sünden und zur Tugend der Gastfreundschaft.
Bei Assisi wurde wegen Anklage auf Diebstahl ein Mann nach dem strengen weltlichen Recht geblendet, wobei der Ritter Otto durch seine Büttel den Urteilsspruch des Richters Oktavian (1228 war er Richter; das Wunder war 1230), der Angeklagte solle geblendet werden, vollstrecken ließ. So entstellt und mit ausgestochenen Augen – man hatte sogar die Augennerven mit dem Messer weggeschnitten – wurde er zum Altar des seligen Franziskus (in der neuen Grabskirche) geführt. Dort flehte er die Barmherzigkeit des Heiligen an und beteuerte seine Unschuld an dem ihm zur Last gelegten Verbrechen. Durch das Verdienst dieses Heiligen erhielt er innerhalb von drei Tagen neue Augen, die zwar kleiner waren als jene, die er verloren hatte, die aber nicht weniger klar ihren Dienst versahen. Zeuge dieses staunenswerten Wunders war der oben genannte Ritter Otto, den man darauf vereidigte, als ihn der Abt Jakob von San Clemente im Auftrag des Bischofs Jakob von Trivoli über dieses Wunder verhörte. Ein anderer Zeuge ist Wilhelm von Rom, den der Generalminister des Minderbrüder-Ordens Hieronymnus im Gehorsam und unter Androhung des Bannes verpflichtete, nach bestem Wissen die Wahrheit über dieses Wunder auszusagen. In dieser Weise zur Wahrhaftigkeit verpflichtet, sagte er vor mehreren Provinzialministern und anderen wohlverdienten Brüdern aus, er habe einst, als er noch in der Welt war, festgestellt, dass jener Augen hatte und dass man ihm durch die Blendung Unrecht getan hatte. Auch habe er die auf die Erde geworfenen Augen des Geblendeten aus Neugier mit einem Stock herumgedreht, und schließlich habe er sich überzeugt, dass jener wieder klar sehe, da er durch Gottes Macht ein neues Augenlicht erhalten habe.
Im nächsten Butten habe ich diese Wundersammlung leicht gekürzt, indem ich nur das letzterwähnte Wunder Nummer 7a wortgetreu von P. DDr. Sophronius übernommen habe und die Wunder 1, 3 und 7 leicht verkürzt mit eigenen Worten erzählt habe.