Titelbilder: links: Muttergottes vom Zeichen ("Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen.…"; Jes 7,14) in der Sophienkathedrale in Nowgorod, erste Hälfte des 12. Jahrhunderts; rechts: Mariä Krönung zur Himmelskönigin auf dem Apsismosaik (1288–1292) der Kirche Santa Maria Maggiore in Rom.
Diese marianische Antiphon steht im jetzigen Gotteslob unter der Nummer 666,2. Sie wird zur Fastenzeit, eigentlich schon ab der (im Novus ordo missae abgeschafften) Vorfastenzeit gesungen.
In den litrugischen Büchern steht dieses Lied in einer Dur-Tonart ("ionisch"), sowohl im Tonus simplex (einfache Vertonung) als auch im Tonus solemnis (feierliche Vertonung), und Dur entspricht keiner ursprünglichen Kirchentonart. Somit handelt es sich natürlich um keinen gregorianischen Gesang, wie so manches Video behauptet, sondern um einen barocken (neogregorianischen).
Während die Melodie also jüngeren Datums sein dürfte, findet sich die älteste Textüberlieferung bereits im Antiphonar der Abtei Saint-Maur-des-Fossés bei Paris aus dem 12. Jahrhundert.
Lateinischer Text | Deutsche Übersetzung | Deutsches Reimgedicht |
Ave Regina caelorum, |
Sei gegrüßt, Königin der Himmel! |
Ave, du Himmelskönigin, |
Der folgende Button verlinkt auf eine weitere deutsche Reimübertragung, die aber jambisch ist und von Nikolaus Herman (1562) vertont wurde. Die Verse enden da alle mit einer betonten Silbe.
Ich weiß nicht, ob es schon jemandem aufgefallen ist: Jedes der vier sich reimenden Verspaare beginnt mit einem anderen der vier möglichen Grüße, das erste mit "ave", das zweite mit "salve", das dritte mit "gaude", das dem griechischen Gruß "χαῖρε" entspricht und nach dem Lateinlexikon von Menge auch tatsächlich als Grußwort verwandt wurde, und das vierte und letzte Verspaar beginnt mit dem Abschiedsgruß "vale". Zudem werden die ersten beiden Grußworte "ave" und "salve" je einmal wiederholt, und dem vierten Grußwort "vale" wird mit "valde" akustisch fast eine Wiederholung nachgeschoben, sodass das Lied insgesamt sechs- bis siebenmal grüßt.
"Im Gotteslob von 1975 war zudem im Stammteil unter Nummer 579 eine deutsche Übertragung aus dem Rottenburger Gesangbuch von 1867 mit einer Melodie von Nikolaus Herman (1562) unter dem Titel „Maria, Himmelskönigin“ enthalten, die teilweise in die Eigenteile des neuen Gotteslobs übernommen wurde" (Wikipedia-Eintrag zu "Ave Regina caelorum"; Stand: 10.2.2024). Dieses Lied habe ich in die Marienlieder bei den deutschen Sakralgesängen aufgenommen. Hier ist es verlinkt: