Titelbilder:  Moosburg, St. Kastulus-Münster;  links: eine modellierte Kreuzigungsszene im Schaukasten hinten rechts;  rechts: Jesus gegeißelt und mit Dornen gekrönt, vorne rechts.

Das Bild auf der hier sichtbaren zweiten Seite des folgenden Videos und am rechten oberen Eck des Notenblattes (weiter unten):  das St.-Johannes-Kreuz.

Das erste Bild nach Aufruf des folgenden Videos:  das Kreuz auf der Titelseite des Prospekts "Kleiner katholischer Katechismus" des Renovamen-Verlags.

«Wir danken dir, Herr Jesu Christ» katholisch gemacht

Volker Oertel an der Orgel – Noten, Vorspiel einer Strophe und der katholisierte Text aller vier Strophen im Video

Die Noten nach Nikolaus Herman mit dem katholischen Text

Die Melodie von Nikolaus Herman (1551) steht im ersten Kirchenton (dorisch authentisch).

Drei Texte: der im Evangelischen Gesangbuch, der von mir katholisch gemachte und der im Gotteslob

Die im katholischen Text sowie im Gotteslob-Text unterstrichenen Stellen sind diejenigen, die vom  Original-Text von Christoph Fischer im evanglischen Gesangbuch abweichen.

Ich danke dir, Herr Jesu Christ  (Text nach Christoph Fischer [vor 1568] 1589)
 
Evangelisches Gesangbuch: EG 79   Katholischer Text (Martin Bachmaier)   Der Text im Gotteslob: GL 297
 
1. Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
dass du für uns gestorben bist
und hast uns durch dein teures Blut
gemacht vor Gott gerecht und gut,
  1. Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
dass du für uns gestorben bist
und machst uns durch dein teures Blut
nach jeder Beicht' gerecht und gut,
  1. Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
dass du für uns gestorben bist
und hast uns durch dein teures Blut
gemacht vor Gott gerecht und gut.
 
2. und bitten dich, wahr' Mensch und Gott,
durch dein' heilig' fünf Wunden rot:
erlös uns von dem ew'gen Tod
und tröst uns in der letzten Not.
  2. und bitten dich, wahr' Mensch und Gott:
Durch dein' fünf heilig' Wunden rot
erlös uns von dem ew'gen Tod
und tröst uns in der letzten Not.
  2. Wir bitten, wahrer Mensch und Gott:
Durch deine Wunden, Schmach und Spott
erlös uns von dem ew'gen Tod
und tröst uns in der letzten Not.
 
3. Behüt uns auch vor Sünd' und Schand'
und reich uns dein allmächtig' Hand,
dass wir im Kreuz geduldig sein,
uns trösten deiner schweren Pein
  3. Behüt uns auch vor Sünd' und Schand'
und reich uns dein allmächtig' Hand,
dass wir im Kreuz geduldig sein,
uns trösten deiner schweren Pein
  3. Behüt uns auch vor Sünd' und Schand'
und reich uns dein allmächtig' Hand,
dass wir im Kreuz geduldig sein,
getröstet durch dein' schwere Pein,
 
4. und schöpfen draus die Zuversicht.
dass du uns wirst verlassen nicht,
sondern ganz treulich bei uns stehn,
dass wir durchs Kreuz ins Leben gehn.
  4. und schöpfen draus die Zuversicht,
dass du uns wirst verlassen nicht,
ganz treulich vielmehr bei uns stehn,
dass wir durchs Kreuz ins Leben gehn.
  4. und schöpfen draus die Zuversicht.
dass du uns wirst verlassen nicht,
sondern ganz treulich bei uns stehn,
dass wir durchs Kreuz ins Leben gehn.

Begründung der geänderten und nicht geänderten Stellen

Theologische Gründe: Ich fand mich zur Textänderung nahezu genötigt, denn die Behauptung, Jesus hätte uns durch sein teures Blut gerecht und gut gemacht, kann man zwar richtig versthen, weil es eben sein für uns vergossenes Blut war, das uns die Gnade Gottes wieder erworben hat,  wodurch wir von Saten wieder losgekauft wurden. Jedoch müssen wir Menschen erstens diese Gnade annehmen wollen und zweitens an seinem Leiden Anteil haben wollen, damit die Erlösung an uns wirksam wird. Das Gotteslob scheint mit dieser unpräzisen Formulierung zufrieden zu sein, gab es doch vor ein paar Jahrzehnten eine zwischen Katholiken und Protestanten gemeinsame Stellungnahme zur Rechtfertigung des Menschen. So ließ es diese Textstelle unverändert. Andererseits sollte man aber durchaus in Rechnung stellen, dass Luther tatsächlich geglaubt oder zu glauben vorgegeben hat, durch Christi Erlösungswerk sei der Mensch bereits erlöst, er selbst müsse keinen Beitrag mehr leisten. Guter Werke bedürfe es nicht; sie seien sogar schädlich. Außerdem werde der Mensch nicht von Sünden gereinigt, sondern diese würden durch Christi Erlösungstat nur zugedeckt. Eben diese lutherische Auffassung lässt die Stelle, wir seien durch Christi teures Blut vor Gott gerecht und gut gemacht worden, nicht nur zu, sondern fördert sie sogar. Sie ist sozusagen "haeresin inducens" ("in die Häresie führend"). Deswegen und um nicht die Gläubigen diesem lutherischen Irrtum in irgendeiner Weise auszusetzen, habe ich diese Stelle geändert und so richtig katholisch gemacht. Mit jeder Beicht' werden wird gerecht und gut gemacht; das ist die Wahrheit und zugleich ein Aufruf, öfters zu beichten, um immer wieder gerecht und gut gemacht zu werden, um immer heiliger zu werden und so mit übergroßem Lohn in den Himmel einzugehen.

Beibehaltung des alten Deutsch: Die deutschen Katholiken haben Latein als Sakralsprache, während es bei den Protestanten  nahezu abgeschafft worden ist. Manche empfanden es als Magie. Da sie aber das alte Deutsch weithgehend beibehalten haben, haben sie auf diese Weise eine gewisse Sakralität in ihre Lieder gebracht. Entscheidend ist nicht, welche Sprache verwendet wird, sondern, dass sie sich von der Alltagssprache abhebt, und das hat dieses Deutsch im Laufe der Jahrhunderte immer mehr getan. Katholischerseits diesee deutsche Sakralität wegzunehmen, ist ein Unding, dem ich nicht beipflichten kann, dem aber die Gotteslob-Textänderungen huldigen. Ich habe in meinem katholischen Text nichts, was dieses Deutsch betrifft, geändert.

Korrektur der Falschbetonungen: Der Text mag so alt sein, wie er will, eine falsche Betonung ist und bleibt ein Poesie-Fehler, der hier möglicherweise aus einer Übersetzung aus dem Niederdeutschen resultiert haben könnteDass es derlei, insbesondere im Lateinischen, in Hülle und Fülle gibt, macht die Sache nicht besser. Wenn ich nun den Text schon aus theologischen Gründen ändern musste, dann korrigiere ich auch diesen, aber wieder, ohne großen Eingriff in den Text. Das Vertauschen des falsch betonten "heilig" mit "fünf" in der zweiten Strophe sowie das Ersetzen des falsch betonten "sondern" durch das zwei Worte nach hinten geschobene "vielmehr" hat ausgereicht.

Reim: Während im Gotteslob im Rahmen einer größeren Textänderung der unreine Reim "rot" auf das Wort "Gott" durch das Wort "Spott" zu einem reinen Reim gemacht wurde, habe ich den unreinen Reim beibehalten. Unreine Reime sind im Deutschen ja gang und gäbe, warum sie also rein machen, zumal die "heiligen fünf Wunden rot" dem Lied einen viel herzhafteren Ausdruck verleihen als die Zusatzworte "Schmach" und "Spott".

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