Titelbilder (v.l.n.r.):  Ölbergleiden, Geißelheiland und 11. Kreuzwegstation in St. Peter, München.

Lass mich deine Leiden singen – vier verschiedene Melodien

Der katholische Kirchenchor Floß nach der Molodie aus Wien und dem Text nach Heiliger Liebesbund (HL) S. 350–51

Die Chorgemeinschaft Triberg nach der Melodie aus Wien; Organist und Chorleitung: Clemens Müller; Text: HL S. 350–51

Gesungen nach der Wiener Melodie und dem Text in "Singet Gott", SG 221, und dem Gotteslob in Österreich, GL-Ö 819

Melodie 1 von 4 – aus Wien – Noten und Verlinkung auf den vierstimmigen Notensatz von Heinz-Walter Schmitz 2015

Der Chor oben singt im Wesentlichen die folgende Melodie, hat nur einige Punktierungen und einen leicht veränderten Text. Ich habe im Folgenden diese aus Wien (1774) stammende Melodie inklusive Text so notiert, wie sie im Gesangbuch "Singet Gott" des Münchner Priorats der Priesterbruderschaft Pius X. unter der Nummer 221 steht (SG 221).

Zu dieser Melodie gibt es einen vierstimmigen Notensatz von Heinz-Walter Schmitz (2015), der auch den gesamten 7strophigen Text im österreichischen Gotteslob (GL-Ö 819) enthölt:

Der gesamte Text in drei verschiedenen Versionen

Jeder der drei folgenden Texte kann natürlich zu jeder der vier hier Melodien gesungen werden. Die Melodieangabe zeigt nur, welcher Melodie der jeweilige Text zugeordnet war.

Die verwendeten Abkürzungen der Gesangbücher
GL Gotteslob (Gesangbuch der deutschsprachigen katholischen Diözesen)
-Österreich (gemeinsamer Diözesanteil aller österreichischen Diözesen)
HL Franz Xaver Weninger SJ: Heiliger Liebesbund. Ein vollständiges Gebet- und Tugend-Buch für alle Verehrer der heiligsten Herzen Jesu und Mariä, 1847.
LP Laudate Patrem (deutschsprachiges Gesangbuch der Petrusbruderschaft)
SG Singet Gott (Gesangbuch der Piusbruderschaft im Priorat München)
Lass mich deine Leiden singen  (Text nach Michael Denis 1774)
 
Text nach GL-Ö 819 und SG 221)
(z.B. zur Melodie aus Wien 1774)
  Text nach SG 220 und LP 147
(z.B. zur Melodie aus Franken)
  Text nach HL S. 350–51 hier verlinkt
(z.B. zur Melodie aus Wien und Fulda)
 
1. Lass mich deine Leiden singen,
Dank und Mitleid darzubringen
dir, unschuldig' Gotteslamm,
das von mir die Sünde nahm.
  1. Lass mich deine Leiden singen,
dir des Dankes Opfer bringen,
o du schuldlos' Gotteslamm,
unsre Sühn' am Kreuzesstamm.
  1. Lass mich deine Leiden singen,
dir des Mitleids Opfer bringen,
unversschuld'tes Gotteslamm,
das von mir die Sünde nahm.
R. Präge, Herr, in unsre Herzen
all dein Leid und deine Schmerzen.
Lass uns deines Todes Pein
Trost in unsrem Tode sein.
  R. Jesus, drücke deine Schmerzen
tief, recht tief in unsre Herzen.
Herr, lass deines Todes Pein
nicht an uns verloren sein.
  R. Jesus, drücke deine Schmerzen
tief in aller Christen Herzen.
Lass mir deines Todes Pein
Trost in meinem Tode sein.
 
2. "Was du willst, das soll geschehen!",
hör' ich dich zum Vater flehen,
als die Todesangst begann
und das Blut zur Erde rann.
  2. Ins Gericht für Sünder treten
und zu deinem Vater beten,
seh' ich dich am Ölberg jetzt,
Herr, von blut'gem Schweiß bedeckt.
  2. Ins Gericht für Sünder treten,
zum erzürnten Vater beten,
seh' ich dich mit Blut bedeckt,
auf den Ölberg hingestreckt.
R. Präge, Herr, in unsre Herzen …   R. Jesus, drücke deine Schmerzen …   R. Jesus, drücke deine Schmerzen …
 
3. Ohne jede Schuld erfunden
wirst du an den Pfahl gebunden,
wo man dich mit Geißeln schlägt,
dich, der unsre Sünde trägt.
  3. Dich zu binden, dich zu schlagen,
zu beschimpfen und zu plagen,
naht sich deiner Feinde Schar,
und du gibst dich willig dar.
  3. Dich zu binden und zu schlagen,
zu beschimpfen und zu plagen,
nahet sich der Feinde Schar,
und du gibst dich willig dar.
R. Präge, Herr, in unsre Herzen …   R. Jesus, drücke deine Schmerzen …   R. Jesus, drücke deine Schmerzen …
 
      4. Wirst von Richtern, die dich hassen
rohen Knechten überlassen.
Ach, wei strömit dein heilig' Blut
von den Streichen ihrer Wut!
  4. Von den Richtern, die dich hassen,
wilden Kriegern überlassen
strömiet dein unschuldig' Blut
unter frecher Geißeln Wut!
      R. Jesus, drücke deine Schmerzen …   R. Jesus, drücke deine Schmerzen …
 
4. Unter lautem Spott und Hohne
wirst du mit der Dornenkrone
von den Schergen nun gekrönt
und als König frech verhöhnt.
  5. Unter lautem Spott und Hohne
drückt man eine Dornenkrone
dir aufs Haupt, die – scharf gespitzt –
Stirn und Schläfe schmerzlich ritzt.
  5. Unter lautem Spott und Hohne
seh' ich eine Dörnerkrone,
die, mein Heiland, scharf gespitzt
deine Stirne schmerzlich ritzt.
R. Präge, Herr, in unsre Herzen …   R. Jesus, drücke deine Schmerzen …   R. Jesus, drücke deine Schmerzen …
 
5. Todesmüd', gebeugt, geschlagen
musst dein Kreuz du selbser tragen,
tragen ohne Ruh' und Rast
unsrer Sünden schwere Last.
  6. Todesmüd', gebeugt, geschlagen
musst dein Kreuz du selbser tragen,
tragen ohne Ruh' und Rast
unsrer Sünden schwere Last.
     
R. Präge, Herr, in unsre Herzen …   R. Jesus, drücke deine Schmerzen …      
 
6. Von den Wunden ganz entkräftet
wirst du an das Kreuz geheftet.
Sehet, wie der Gottmensch stirbt
und im Tod uns Heil erwirbt.
  7. Wundenvoll, erblasst, entkräftet,
an das Opferholz geheftet
zeigst du, wie ein Gottmensch stirbt
und den Sündern Heil erwirbt.
  6. Wundenvoll, erblasst, entkräftet,
an das Opferholz geheftet
seh' ich, wie ein Gottmensch stirbt
und den Sündern Heil erwirbt.
R. Präge, Herr, in unsre Herzen …   R. Jesus, drücke deine Schmerzen …   R. Jesus, drücke deine Schmerzen …
 
7. Heiland, meine Missetaten
haben dich verkauft, verraten,
dich gegeißelt und gekrönt,
an dem Kreuze dich verhöhnt.
  8. Heiland, unsre Missetaten
haben dich verkauft, verraten,
dich gegeißelt und gekrönt,
dich im Sterben noch verhöhnt.
  7. Heiland, meine Missetaten
haben dich verkauft, verraten,
dich gegeißelt und gekrönt,
an dem Kreuze dich verhöhnt.
R' Ach, es reuet mich von Herzen,
lass, mein Heiland, deine Schmerzen.
deines Mittlertodes Pein
nicht an mir verloren sein.
  R' Ach, es reuet uns von Herzen,
lass, o Heiland, deine Schmerzen,
deines Opfertodes Pein
nicht an uns verloren sein.
  R. Jesus, drücke deine Schmerzen …

Im Laudate Patrem der Petrusbruderschaft, LP 147, stehen nur sieben Strophen; es fehlt die 6. Strophe ("Todesmüd…"). Die übrigen sind völlig deckungsgleich mit SG 220.

Melodie 2 von 4 – aus Franken – die Noten

Unmittelbar davor steht in SG 220 die folgende, aus Franken kommende Melodie. Diese findet sich auch im Gesangbuch der Petrusbruderschaft, "Laudate Patrem", (LP 147).

Das Laudate Patrem schlägt vor, nur den Refrain vom Volk singen zu lassen. Das  ist durchaus sinnvoll, denn so rechtferitgt sich, dass der Refrain in derselben Melodie wie die Strophen steht. Die Gläubigen, die ja oft kein Gesangbuch zur Hand haben, brauchen dann nur den Refraintext zu können und die Melodie der Strophen nachzusingen.

Melodie 3 von 4 – von Johann B. Thaller 1909

Im Gegensatz zu den oberen, älteren Melodien steht im Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum München und Freising von 1058, dem "Gottesdienst", in GD 91 eine Melodie von Johann B. Thaller (1909), bei der sich der Refraintext von den Strophentexten unterscheidet:

Der nur dreistrophige Text in GD 91

Im 1958er "Gottesdienst" der Erzbistum München und Freising sind unter GD 91 nur drei Strophen abgedruckt, die im Großen und Ganzen der ersten und den beiden letzten Strophen der beiden älteren Versionen, mehr der fränkischen als der Wiener, entsprechen. Ein veränderter Refrain zum Beenden des Liedes ist hier aber nicht vorgesehen.

Das Fastentuch in St. Peter, München, auf einem Prospekt
Lass mich deine Leiden singen
 
Melodie: Johann B. Thaller (GD 91)
 
Text im "Gottesdienst" 1958 (GD 91)
 
1. Lass mich deine Leiden singen,
dir des Dankes Opfer bringen,
o du schuldlos' Gotteslamm,
unsre Sühn' am Kreuzesstamm.
R. Jesus, drücke deine Schmerzen
tief in aller Christen Herzen.
Lass uns deines Todes Pein
Trost in unserm Tode sein.
 
2. Wundenvoll, erblasst, entkräftet,
an das Opferholz geheftet
zeigst du, wie ein Gottmensch stirbt
und den Sündern Heil erwirbt.
R. Jesus, drücke deine Schmerzen …
 
3. Meister, meine Missetaten
haben dich verkauft, verraten,
dich gegeißelt und gekrönt,
an dem Kreuze noch verhöhnt.
R. Jesus, drücke deine Schmerzen …

Ins 1975er Gotteslob kam dieses Lied mit ihrer eigentümlichen Melodie lieder nicht mehr. So ist es unbekannt geworden und fehlt folglich auch im aktuellen Gotteslob. Während viele andere Diözesen ihre liebgewordenen Lieder zu Hauf in den Diözesanteil hinüberretteten, geschah das in München und Freising nur in sehr bescheidenem Maße.

Melodie 4 von 4 im Diözesanteil des Gotteslobs von Fulda

Die folgende Melodie steht im Diözesanteil von Fulda (GL 778). Ich notiere sie hier nach Gehör mit dem Text der im nachfolgenden Video gemäß GL-Fulda 778 gesungenen ersten Strophe. Der Text in älteren Fuldaer Gesangbüchern, den uns das übernächste Video anbietet, würde exakt der obigen dritten Textfassung in HL S. 350–51 entsprechen. Da heißt es in den Takten 3–6: "… dir des Mitleids Opfer bringen, unverschuld'tes Gotteslamm, …".

Gesungen nach der Melodie von GL-Fulda 778

Eine Orgelversion nach der Melodie von GL-Fulda 778

Zu Text und Melodie in alten Gesangbüchern von Fulda

Ich zitiere aus der Beschreibung zu vorausgehendem Video in violetter Farbe:

1778 erschien im damaligen Fürstbistum Fulda ein Gesangbuch mit dem Titel "Der nach dem Sinne der katholischen Kirche singende Christ". Die Bearbeitung der Melodien und Texte stammte größtenteils von dem Benediktiner Pater Augustin Erthel (*1714 in Wasserlosen, +1796 in Fulda).

Mit nur ganz kleinen Änderungen war dieses Gesangbuch bis 1890 (!) im Bistum Fulda im Gebrauch.
1804 erschien das erste Orgelbuch hierzu, Verfasser war der Stadtkantor Michael Henkel (1780-1851), dessen Orgel-Gesamtwerk zur Zeit auf Youtube nach und nach veröffentlicht wird. Das Buch enthält insgesamt 121 verschiedene Melodien, wobei teilweise mehrere Lieder auf dieselbe Melodie gesungen wurden. 
1846 konnte Michael Henkel eine zweite, "stark verbesserte" Auflage des Orgelbuchs herausbringen. Insgesamt 14 dieser Lieder haben sich bis ins neue, 2013 erschienenen GOTTESLOB "gerettet", allesamt im Fuldaer Diözesanteil.

Viel Freude beim Hören der alten fuldischen "Schlager"!

Im Video nachzulesen (und mitzusingen :-)) ist jeweils die erste Strophe; wer sich für die Texte der übrigen Strophen interessiert, dem sei ein Blick auf die Homepage der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda empfohlen, wo unter dem Recherche-Link "FulDig" ein Exemplar dieses Gesangbuchs online angesehen und auch als PDF heruntergeladen werden kann.

Das Lied in den Gesangsbüchern der Diözesen

Nach gewissen Internetquellen steht "Lass mich deine Leiden singen" in den Diözanteilen von Augsburg (GL 773), Fulda (GL 778) und ganz Österreich (GL 819). Die Texte von Augsburg und Fulda liegen mir leider nicht in ihrer Gesamtheit vor.

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