Titelbild:  Die 8. Kreuzwegstation "Jesus begegnet den weinenden Frauen" in der Marienkirche zu Lohberg.

O Mensch, bewein dein' Sünde groß – ein Lied zur Buß- und Fastenzeit

Gesungen von Detlef Korsen

Die Noten mit der 1. Strophe im Evangelischen Gesangbuch 

Die Texte im Evangelischen Gesangbuch und im Gotteslob

O Mensch, bewein dein Sünde groß (Sebald Heyden 1530)
Evangelisches Gesangbuch: EG 76    Gotteslob: GL 267
 
1. O Mensch, bewein dein Sünde groß,
darum Christus seins Vaters Schoß
äußert’ und kam auf Erden;
von einer Jungfrau rein und zart
für uns er hier geboren ward,
er wollt der Mittler werden.
Den Toten er das Leben gab
und tat dabei all Krankheit ab,
bis sich die Zeit herdrange,
dass er für uns geopfert würd,
trüg unsrer Sünden schwere Bürd
wohl an dem Kreuze lange.
   1. O Mensch, bewein dein Sünde groß,
derhalb Christus seins Vaters Schoß
verließ und kam auf Erden;
von einer Jungfrau auserkorn
ward er für uns ein Mensch geborn;
er wollt' der Mittler werden.
Den Toten er das Leben gab
nahm vielen ihre Krankheit ab,
bis es sich sollt' erfüllen
dass er für uns geopfert würd,
trüg unsrer Sünden schwere Bürd
am Kreuz nach Gottes Willen.
 
2. So lasst uns nun ihm dankbar sein,
dass er für uns litt solche Pein,
nach seinem Willen leben.
Auch lasst uns sein der Sünde feind,
weil uns Gotts Wort so helle scheint,
Tag, Nacht danach tun streben,
die Lieb erzeigen jedermann,
die Christus hat an uns getan
mit seinem Leiden, Sterben.
O Menschenkind, betracht das recht,
wie Gottes Zorn die Sünde schlägt,
tu dich davor bewahren!
   2. So lasst uns nun ihm dankbar sein,
dass er für uns litt solche Pein,
nach seinem Willen leben.
Auch lasst uns sein der Sünde feind,
weil Gottes Wort so helle scheint,
Tag und Nacht danach streben,
die Lieb erzeigen jedermann,
die Christus hat an uns getan
mit seinem bittern Sterben.
O Menschenkind, betracht das recht,
wie Gottes Zorn die Sünde schlägt,
dass du nicht mögst verderben.

Die deutschen Lieder der Protestanten sind nun fast 500 Jahre alt. So entfaltet die weitgehende Beibehaltung der damaligen deutschen Sprache im Laufe der Jahrhunderte eine gewsse Sakralität, da sie sich von der Alltagssprache abhebt. Diese Funktion erfüllt bei den Katholiken das Latein. Diese alte deutsche Sprache ist für Katholiken ungewohnt, und deshalb scheint man sich im Gotteslob besserer Verständlichkeit wegen zu einer  gewissen Modernisierung entschlossen zu haben, was ich etwas schade finde.

Das Lied ohne Taktstrich lässt die richtige Betonung an manchen Stellen  unbestimmt erscheinen.  Ich zumindest empfinde das Wort "äußert" am Anfang des dritten Verses der ersten Strophe im Evangelischen Gesangbuch an der falschen, letzten Silbe betont, sodass das entsprechende Wort "verließ" im Gotteslob richtig betont erscheint. Allerdings lassen die längere Länge und die höhere Tonhöhe, welche der ersten Silbe zugeordnet sind, auch eine Betonung auf der zweiten Silbe zu. Die eindeutige Betonung von Christus auf der zweiten Silbe lässt sich dagegen durch dessen griechische Herkunft rechtfertigen; das griechische Wort "Christós"  (der Gesalbte) betont man nämlich auf der letzten Silbe.

Aus der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach: der 29. Choral: «O Mensch, bewein dein Sünde groß»

und hier mit eingeblendetem Notensatz:

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