Titelbild Mitte: Die Aschenauflegung am Aschermittwoch wird auf diesem 1881 entstandenen Gemälde des polnischen Malers Julian Fałat durch das Streuen eines Aschenkreuzes auf den Kopf vollzogen (Bildquelle). Der Maler dachte wohl nicht daran, dass der Priester am Aschermittwoch wie in der ganzen Fastenzeit eine violette Kasel trägt.
Dass ich diese Antiphon hier Aschermittwochs-Antiphon nenne, hat mit der Neudichtung von Walter Röder, "Bekehre uns, vergib die Sünde" zu tun, was auf den Aschermittwoch am besten passt. Der nachfolgende Text gibt dennoch keine Bußgesinnung zu erkennen, wie es der lateinische Text tut, welcher aber auf die ganze Fastenzeit gleichermaßen passt.
Die im 17. Jahrhundert in Frankreich nach dem Buch Baruch (Bar 3, 1–8)
verfasste Antiphon Attende Domine ist im Liber usualis auf S. 1572–73 abgedruckt.
Als Antiphon ohne Reim ist der lateinische Text besonders leicht ins Deutsche übertragbar. Dennoch hat es Walter Röder vorgezogen, eine Neudichtung (GL 266, Alt-GL 160) zu schreiben, die mit dem
Originaltext nicht das Geringste zu tun hat und auch nicht den Charakter der Umkehr und Buße trägt. Seinen Text habe ich hier auf der fast gleichnamigen
Seite eingehend analysiert.
Deshalb steht in der folgenden Texttabelle neben meiner völlig wörtlichen Übersetzung meine ebenso nahezu wortgetreue, zumindest jedoch stets sinngemäße Übertragung, ohne Reim zwar, aber das ist im Original und in Walter Röders Neudichtung auch so. Das Nebeneinander von Übersetzung und Übertragung zeigt dann eben die Genauigkeit derselben hinsichtlich Wörtlichkeit und Sinn. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass sie wesentlich genauer den Urtext trifft als etwa die Übertragung mit dem Stropheninzipit "Vor dir, Allherrscher, lass uns einst bestehen" auf nordischkatholisch.de; da steht z. B. nichts davon, dass wir die Augen zu Gott erheben. Ob sie Jesus Christus auch das Königtum entziehen will, darüber könnte man streiten.
Lateinischer Originaltext |
Wörtliche Übersetzung |
Übertragung ins Deutsche |
Frankreich 17. Jh. nach Baruch 3,1-8 Martin Bachmaier 2016 | ||
♫ ► Studio di Giovanni Vianini, Mailand ♫ ► Mönche und Chor-Knaben von Downside Abbey (singen die Strophen 1 bis 4) ♫ ► Ein Chor mit abwechselnd männlichen und weiblichen Vorsängern |
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R ( R e f r a i n , a m A n f a n g u n d n a c h j e d e r S t r o p h e ) | ||
Attende domine |
Merk auf, o Herr, |
Merk auf, o Herr, |
1 . S t r o p h e |
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Ad te Rex summe, |
Zu dir, oberster König, |
Zu dir, o Höchster, |
2 . S t r o p h e |
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Dextera Patris, |
Rechte Hand des Vaters, |
Du Hand des Vaters, |
3 . S t r o p h e |
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Rogamus, Deus, |
Wir bitten, Gott, unsere Vergehen |
Wir bitten, Gott, dich |
4 . S t r o p h e |
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Tibi fatemur |
Dir gestehen wir verschuldete/ |
Dir eingestehn wir |
5 . S t r o p h e |
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Innocens captus, |
Als Unschuldiger gefasst, und |
Gefasst, doch schuldlos, |