Die Kaiserhymne auf Latein - Hymnus imperatoris Romanorum - Karl IX. (HRR)
Die Kaiserhymne auf Latein - Hymnus imperatoris Romanorum - Karl IX. (HRR)
 

In der Mitte des obigen Titelbildes (Bildquelle): Kaiser Karl IX. (HRR),

seit 1.1.2007 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Die Kaiserhymne auf Latein - Hymnus Imperatoris Romanorum

Die Kaiserhymne auf Latein - Hymnus Imperatoris Romanorum

Der Kaiserhymne lateinischer Text mit wörtlicher Übersetzung

Die Kaiserhymne wurde ursprünglich auf eine einzige Person, nämlich auf Kaiser Franz II./I. (HRR bzw. Österreich) verfasst. Der Text dazu stammt von Lorenz Leopold Haschka. Vertont hat ihn dann Joseph Haydn. Betreffs der vielen verschiedenen sptäeren deutschen Textversionen dieser Kaiserhymne verweise ich auf Wikipedia. Es folgt nun mein einstrophiger lateinischer Text:

Hymnus
Imperatoris Romanorum
      Wörtliche Übersetzung ins Deutsche
Hymne an den Kaiser der Römer (Kaiserhymne)
Martinus Bachmaier 2016/19   Martin Bachmaier 2016/19
  Consecratus imperator
fulciatur a Deo!
    Der geweihte Kaiser
werde gestützt von Gott!
Regnet ille coniugator
gentium sacro pedo
!
Es herrsche jener Verbinder
der Völker mit geweihtem Hirtenstab!
Gratia crucis levatus,
compos ense flammea
Durch die Gnade des Kreuzes erhöht,
in voller Gewalt des flammenden Schwertes
|:
 
crescat orbe principatus!
Magna mater, adiuva!
 
:|
wachse auf dem Erdkreis sein Vorrang (das Kaisertum)!
Große Mutter, hilf!

Ich schwanke, ob ich "ense flammea" durch "ense, lacea" ersetzen soll. Die heilige Lanze gehört zu den wichtigsten Reichskleinodiens des Kaisertums; allerdings sagt der gegenwärtige Wissenschaftsstand, dass es sich eben nicht um die heilige Lanze, mit der Jesu Seite durchstochen wurde, handelt. Sie tat trotzdem ihre Wirkung zu Beginn des Heiligen Reiches im Kampf gegen die Ungarn.

Si imperator nondum consecratus est, "consecrandus" loco "consecratus" cantari potest.

(Wenn der Kaiser noch nicht geweiht ist - wie dies beim gegenwärtigen Kaiser Karl IX. zutrifft -, kann "consecrandus" statt "consecratus" gesungen werden.)

Reichsbanner des Heiligen Römischen Reiches (silbernes Kreuz auf Rot)

Der Grundgedanke des Kaisertums beinhaltet die universale Macht nicht nur über eine Nation, sondern über ein ganzes Weltreich. Im Christentum meint man damit die weltliche Oberhoheit über die ganze Christenheit. Diesem Gedanken würde nicht mehr Rechnung getragen, gäbe es mehrere Kaiser. Da es also nur einen einzigen Kaiser der Römer herrschend über die gesamte Christenheit geben kann, sollte die Kaiserhymne auch nur aus einer einzigen Strophe bestehen.

Königs-/Kaiserfahne seit 1400

Bei Nationalhymnen wird ohnehin fast stets nur eine Strophe gesungen. Da jeder Kaiserbesuch eine bestimmte Nation betrifft, sollte deren Nationalhymne ohnehin gesungen werden. Die Kaiserhymne wäre dann nur der festliche, kaiserliche Abschluss. Zu lang darf dieser nicht sein, sonst verlöre er die Höhepunkt-Funktion.

Instrumentalversion der Kaiserhymne - Komponist: Joseph Haydn

Grundlage und Motivation des lateinischen Textes

Könige und erst recht Kaiser werden ja gesalbt wie einst König Saul und König David. Ob eine Kaiserweihe der höheren Weihe zum Diakon entspricht, gilt jedoch als umstritten. In den Annales Iuvavenses maiores ist zumindest über Karl den Großen zum Jahr 800 der folgende Absatz belegt:
"800. Carolus imperium suscepit Romanum in Roma, et a Leone secundo iuniore consecratus imperator, die nativitatis Domini."

Szepter, Hirtenstab. …

Ich habe "erhöht durch die Gnade des Kreuzes" geschrieben und nehme damit auf das Gottesgnadentum Bezug, beziehe mich jetzt aber nicht noch einmal auf Gott, der ja bereits als seine Stütze erwähnt ist, sondern auf das Kreuz, dem wir doch die Gnade der Erlösung zu verdanken haben und das außerdem wesentlicher Bestandteil der Kaiserkrone ist, wie es das Titelbild ganz deutlich zeigt.

Das Reichsschwert, auch Mauritiusschwert genannt, mit der beidseitigen Aufschrift "Christus vincit, Christus regnat" und auf einer Seite noch "Christus imperat" (in historisch gewachsener Schreibung, "reinat" statt "regnat") gehört zu den wichtigsten Reichskleinodien. Indem ich es "flammend" nenne, nehme ich Bezug auf das Paradies nach der Vertreibung Adams und Evas. Wir lesen nämlich in Gen 3,24: "Er (Gott) vertrieb den Menschen und stellte östlich des Gartens von Eden die Cherubim auf und das lodernde Flammenschwert, damit die den Weg zum Baum des Lebens bewachten." Ebenso erwartet man auch vom Kaiser, dass er – im Gegensatz zur gegenwärtige Politik der Deutschlandzerstörer – das Heilige Römische Reich vor den Ungläubigen bewacht, damit wir erstens nicht abgestochen werden und zweitens uns der Weg zum Baum des Lebens, interpretiere man ihn nun auf Maria oder Jesus, weiter offen steht, wir also ungehindert die katholische Religion praktizieren können.

orbis, Reichsapfel. …

Magna Mater Austriae – Marienverehrung als habsburgischer Staatskult

Die quantitierend metrische Perfektion des Hymnentextes

Quantitierende Metrik: Zwei Zeilen (Verse) zusammen bilden einen strengen Spezialfall des katalektischen trochäischen Tetrameter-Verses.

  Cōn   crā s ĭm tŏr  
  fŭl ā r ā ō!    
  Rēg   t ĭl cŏn tŏr    
  gĕn ŭm crō dō!      
  Grā ā crŭ cĭs tŭs,  
  cŏm s ēn   flăm ā,    
|: crēs   t ŏr prīn   tŭs!  
  Māg   mā   r ăd  vā!   :|

Legende: Die blauen Silben sind kurz, die rötlichen lang. Die längeren, dunkler rötlichen Silben sind die punktierten Noten und die Noten am Ende jeden Verspaares, also am Ende jedes katalektischen trochäischen Verses. Sie sind daher besonders lang, indem zum einen die punktierten Noten sowohl Langvokal besitzen als auch mit einm Konsonanten geschlossen sind und zum anderen die ohnehin schon langen Verspaar-Endvokale durch das übliche Ausklingenlasssen besonders lang gebraucht werden sollten.

Keine akzentuierende Metrik: Dem stark spürbaren Takt dieser Musik würde natürlich eine ebenso akzentuierende Metrik gut Rechnung tragen. Andererseits fasst das Lied ja doch eine Restitutio Sacri Imperii Romani, eine Wiederherstellung des Heiligen Römischen Reiches und damit eine zweite Wiederherstellung des Antiken Römischen Reiches ins Auge, in welchem die lateinsche Dichtung mittels langer und kurzer Silben quantitierend, nicht aber akzentuierend war.

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