Bild links: Antlitz auf Turiner Grabtuch. Mitte: dessen Negativ. Rechts: Nachbildung in Pavia

Der kollektive Turiner-Grabtuch-Wahn

Die Geschichte des Turiner Grabtuchs

Quelle dieses Abschnittes zur Geschichte des Turiner Grabtuchs ist der Wikipedia-Artikel "Turiner Grabtuch". Ich berichte in Auszügen und großenteils etwas kürzer.

Die Körperabdrucke am Turiner Grabtuch

Die Beschwerde des Bischofs Pierre d’Arcis

Der amtierende Bischof von Troyes, Pierre d’Arcis, berichtete im Jahr 1389 in einem Beschwerdebrief an Gegenpapst Clemens VII. von einem Skandal, den er in der Kirche in Lirey entdeckt habe. Dort habe man „… fälschlich und betrügerisch, in verzehrender Habgier und nicht aus dem Motiv der Hingabe, sondern nur aus Gewinnabsicht für die dortige Kirche ein listig gemaltes bestimmtes Tuch angeschafft, auf dem mit kleverer Fingerfertigkeit das zweifache Bild eines Mannes dargestellt ist, das heißt Vorder- und Rückansicht, von dem sie fälschlich behaupten und vortäuschen, dass dies das wirkliche Grabtuch sei, in welches unser Heiland, Jesus Christus, in der Grabesgruft eingewickelt war.“ Neben dem seiner Meinung nach nicht plausibel erklärbaren Fehlen der Erwähnung eines Grabtuches mit Körperabbildung in den Evangelien bezog sich Pierre d’Arcis auf seinen Vorgänger, den Bischof Henri de Poitiers. Unter dessen Amtszeit, ca. 30 Jahre früher, sei das Tuch erstmals ausgestellt worden. Demnach unternahm Henri de Poitiers, nachdem er von der Angelegenheit erfuhr, Nachforschungen und „… entdeckte die Betrügerei und wie das Tuch listig gemalt wurde, der Künstler, welcher es gemalt hatte, bestätigte die Wahrheit, nämlich, dass es das Werk menschlicher Fertigkeit sei, und nicht wunderhaft entstanden oder geschenkt sei.“ Der Name des Fälschers wurde nicht genannt.

 

Dokumente erwähnen das Grabtuch als "Bildnis" oder "Repräsentation"

 

Gestützt wurde Pierre d’Arcis’ Urteil durch Dokumente von Geoffroy de Charnys Sohn Geoffroy II., in denen das Grabtuch durchgehend nur als „Bildnis“ oder „Repräsentation“ erwähnt wurde.[7] Auch dessen Tochter Margaret de Charny und ihr Gemahl Humbert de Villersexel, die im Besitz des Tuches waren, äußerten sich über das Tuch nur in dieser Weise. Aufgrund des bischöflichen Appells legte Gegenpapst Clemens VII. 1392 fest, dass das Tuch keine Reliquie sei. Eine Ausstellung sei aber erlaubt, solange es nicht als das Grabtuch Christi präsentiert werde.[8] Pierre d’Arcis erhielt von Clemens VII. unter Androhung der Exkommunikation die Anordnung, Stillschweigen über seine Ansichten zum Tuch zu wahren.

Vorgeschichte: Ein königlich angeordneter Kirchenbau

Wir blicken weiter zurück: 1353, also nur wenig früher als vor der ersten Ausstellung, erhielt der französische Ritter Geoffroy de Charny von König Johann II. (dem Guten) den Auftrag, eine Stiftskirche in Lirey bei Troyes, der Diözese der oben erwähnten Bischöfe Henri de Poitiers und Pierre d’Arcis, zu bauen.[6] Dort wurde das Grabtuch erstmals – dokumentarisch durch ein Pilgermedaillon verbürgt – 1357 der Öffentlichkeit präsentiert. Da marodierende Banden das Tuch in Lirey bedrohten, wurde es von Kanonikern aus Sicherheitsgründen 1418 in eine Kapelle nach Saint-Hippolyte gebracht. In dieser Zeit wurde es von damaligen Besitzern auf Reisen mitgeführt und an verschiedenen Orten ausgestellt. Einmal im Jahr wurde das Tuch an einer „le Clos Pascal“ genannten Stelle den Gläubigen gezeigt.

Vom Repräsentations-Bildnis zum blutgefärbten Grabtuch Christi

Mit dem Besitzübergang des Tuches an Herzog Ludwig von Savoyen 1453 verband sich eine Änderung der offiziellen Einschätzung des Tuches, das von den jeweiligen Herrschern der Familie als Prestigeobjekt auf ihren Reisen von Burg zu Burg innerhalb ihrer Besitztümer mitgeführt wurde. 1464 sprach Francesco della Rovere, der spätere Papst Sixtus IV., vom Tuch als „gefärbt mit dem Blut Jesu“. Sein Neffe, Papst Julius II., widmete 1506 dem Tuch als dem „Heiligen Grabtuch“ einen speziellen Festtag (4. Mai), an dem eine Messe und ein Ritual zu Ehren des Tuches abzuhalten war, obwohl es sich bei dem Tuch nicht um das einzige anerkannte heilige Grabtuch jener Zeit handelte.

Der erste Brand

1532 überstand das Tuch eine Brandkatastrophe. Es trug jedoch am Rand symmetrische Brandflecken und Löschwasserflecken. Die Brandlöcher wurden zwei Jahre später von Nonnen vernäht.

Das Grabtuch kommt nach Turin

1578 ließ Herzog Emanuel Philibert von Savoyen das Grabtuch nach Turin, der neuen Residenzstadt des Hauses Savoyen, überführen, wo es bis heute in der Kathedrale von Turin aufbewahrt wird. Papst Gregor XIII. erließ 1582 einen vollkommenen Ablass, den er allen erteilte, die nach Beichte, Buße und Eucharistie vor dem ausgesetzten Grabtuch andächtig zu Gott beten.

Intensivierung der Verehrung des Tuches und Beginn der Forschung aufgrund des ersten fotografischen Negativs 1898

 

Als 1898 der italienische Amateurfotograf Secondo Pia als erster ein fotografisches Negativ des Grabtuchs erstellt hatte, ließ dieses ein plastisches und lebensnahes Abbild von hohem künstlerischen Wert erkennen; und so setzte eine verstärkte Verehrung und eine intensive Beschäftigung mit diesem Tuch ein.

Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen zu Entstehung der Abbildung und deren Authentizität wurden ab 1900 durch den Biologen Paul Vignon und den Anatomieprofessor Yves Delage durchgeführt, die damals die Authentizität bestätigten.

 

Versteckt im Zweiten Weltkrieg

 

Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Tuch in der süditalienischen Abtei Montevergine versteckt, um 1946 wieder nach Turin zurückzukehren. De facto wurde es bereits seit 1946 vom Erzbischof von Turin verwahrt.

 

Vererbung an den Papst

 

Nach dem Tod des ehemaligen italienischen Königs Umberto II. von Savoyen im Jahr 1983 wurde es dem Papst und seinen Nachfolgern vererbt, unter dem Vorbehalt, dass es in Turin verbleibe.

Der zweite Brand

Beim Brand der zwischen Turiner Dom und Schloss gelegenen Grabtuchkapelle am 12. April 1997 wurde das Tuch durch den Feuerwehrmann Mario Trematore
unversehrt gerettet, der in letzter Minute das schützende Panzerglas zertrümmerte.

Hinzuerfundene Geschichte vor dem 14. Jahrhundert n. Chr.

Ersterwähnung im 14. Jahrhundert

 

Das Grabtuchs fand Mitte des 14. Jahrhunderts das erste Mal Erwähnung, und das wirft die Frage auf, warum denn so ein beeindruckendes Tuch (wenn es auch damals erst als Positiv vorlag) nicht vorher bereits erwähnt wurde. Ein Grabtuch mit Körperabbildung hätte doch bereits in den Evangelien erwähnt werden müssen, meinte etwa Bischof Pierre d’Arcis 1389.

 

Erwähnungen wie "Bild" oder "Grabtuch"

 

Um das Fiasko der späten Ersterwähnung aus der Welt zu schaffen, muss also auch eine frühere Geschichte des Grabtuches gefunden werden. Und so eine Geschichte lesen wir  im kathpedia-Eintrag hier. Erwähnungen eines Leichentuches oder eines gar gottgemachten Bildes dokumentieren aber mitnichten ein Grabtuch mit Antlitz und Körperabdrucken. Da müssten solche Begriffe schon alle zusammen fallen, nicht einmal ein "Grabtuch", dann ein "Bild", evtl. sogar auf einer Münze, usw.

Darstellung der Grablegung Jesu aus dem späten 12. Jahrhundert im Codex Pray, Budapest

Ein Grabtuch mit so auffallenden Gesichts- und Körper-Abdrucken hätte doch in irgendeinem Codex abgezeichnet gefunden werden müssen, wenn es schon nicht in den Evangelien erwähnt ist.

 

Das Grabtuch im Codex Pray?

 

Ist es ja, so zumindest lässt besagte Geschichte in kathpedia vermuten. Dort heißt es:

"Am 15. August 944 kehrte das Bild von Edessa wiederum nach Konstantinopel zurück. Den Beweis dafür findet man in der Nationalbibliothek von Budapest. In der kostbaren, zwischen 1150 und 1195 zu datierenden Pergamenthandschrift Codex Pray findet man eine Miniatur, die das Grabtuch wiedergibt. 1150 wurde in Konstantinopel der ungarische Botschafter vom Kaiser Manuel II. Komnenos empfangen. Man wollte eine Hochzeit planen. Der Kaiser zeigte den Ungarn die kaiserlichen Schätze, darunter auch einen Gegenstand, der in der kaiserlichen Kapelle gehütet wurde. Byzantinische Historiker nannten diesen Gegenstand "Sindon" (Grabtuch). Ein Beobachter hatte diese Szenen auf der Miniatur des Codex Pray festgehalten. Auf einem Bild ist das ausgebreitete Tuch zu sehen, mit einer Hülle, wahrscheinlich aus Seide, die es damals schützte. Über die Jahrhunderte hinweg wird das Tuch bei mehreren Bränden beschädigt."

 

Obwohl auf dieser Miniatur nicht die bekannten Antlitz- und Körperabdrucke des Turiner Grabtuchs zu sehen sind, muss sie offenbar als Beleg für dessen Erwähnung im späten 12. Jahrhundert herhalten. kathpedia schreibt nämlich: "Auf dem Bild wurde Jesus mit 4 Fingern dargestellt, genau wie auf dem Turiner Grabtuch."

 

Auftauchen in einer neuen Kirche

 

In der kathpedia-Geschichte heißt es weiter: "1356 taucht das Tuch, ohne weitere Dokumentation (!), in einer Kirche in Lirey (Bistum Troyes) in Frankreich auf und wird gleich stark verehrt."

Streitet man nicht um so kostbare Reliquien wie um den eigenen Augapfel? Aber hier wurde dieses aufsehenerregende Grabtuch offenbar einem "Newcomer" vermacht. Dass dies auf Befehl König Johanns des Guten, der den Kirchenbau angeordnet hatte, geschehen wäre, ist zumindest nicht dokumentiert.

Dokumentiert ist dagegen, wie zu Beginn dieser Artikel-Seite erwähnt, das Grabtuch nur als Bildnis und Repräsentation, ebenso die Betrusgs-Beschwerde des Bischofs Pierre d'Arcis.

Radiocarbon-Datierung und alternative Altersbestimmungen

Die Radiokohlenstoffdatierung zur Altersbestimmung

1988 wurde das Alter des Grabtuchs mittels der Radiokohlenstoffdatierung (C14-Datierung) geschätzt. Dazu wurde ein etwa 10 × 70 mm großer Streifen in der Nähe einer Stelle entnommen, an der bereits 1973 eine Probe entnommen worden war. Dabei wurde darauf geachtet, dass an dieser Stelle keine Flicken oder verkohlte Stellen vorhanden waren. Gemäß dem Text im Wikipedia wird die Entstehung des Turiner Grabtuchs auf die Zeit zwischen 1260 und 1390 n. Chr. datiert, wobei der Mittelwert 1325 n. Chr. als wahrscheinlichster Wert angegeben wurde. In diese Zeit fällt die älteste gesicherte Erwähnung des Grabtuches im Jahr 1357. Im Nachhinein wurden gegen das Vorgehen bei der Datierung zahlreiche Einwände erhoben, obwohl, wie die GWUP hier berichtet, die Methode zuvor zwischen Kritikern und Befürwortern abgestimmt worden war.

 

Mechanische und optochemische Methoden

 

In einem Buch mit dem Titel "La Sindone: primo secolo dopo Cristo! (Das Grabtuch. Erstes Jahrhundert nach Christus!, Edizioni Segno, 425 Seiten, 20 Euro) lesen wir: „Dank eines Projekts der Universität Padua war es möglich, auf der Grundlage mechanischer und opto-chemischer Analysen alternative Datierungsmethoden für das Grabtuch von Turin zu entwickeln. Die Ergebnisse dieser Analysen ergaben Datierungen, die alle untereinander kompatibel sind und bei einer Schwankungsbreite von 250 Jahren als Mittelwert das Jahr 33 nach Christus ergeben.“

Prof. Fanti von Vatican Insider behauptet, dass die C14-Methode falsch sei. Als Hauptargument wird ein möglicher Einfluss des Brandes (von 1532) angeführt, und die C14-Datierung in verschiedenen Aufsätzen widerlegt worden sei.

Es werden vier alternative Datierungsmethoden vorgestellt, die alle eine Datierung um das 1. Jahrhundert n. Chr. ergeben hätten. Natürlich könnten auch diese Methoden sich irren, wird dann doch zugegeben.

 

Kritik an dieser Kritik

 

Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass der Brand eine so besondere Auswirkung gehabt hätte, wurden doch Stoffteile verwendet, die der Brand nicht in Mitleidenschaft gezogen hat.

Vor allem aber muss man sich fragen, warum sich dann (wenn also das 1. Jahrhundert die richtige Datierung wäre) die C14-Datierung genau um die 13 Jahrhunderte geirrt hätte, die notwendig sind, um die im 14. Jahrhunder beginnende Dokumentation der  Sicht des Grabtuchs als bloße Reprässentation sowie die dokumentierte Betrugsbeschwerde des Bischofs Pierre d'Arcis zu bestätigen.

 

Weiter sollte man ebenso bedenken, dass gemäß dem u. g. Spiegel-Artikel der Chemiker Luige Garlaschelli das Grabtuch sehr oft gewaschen hatte, bis es eben idealerweise um die 13 Jahrhunderte älter aussah. Man darf annehmen, dass auch die Fälscher so vorgegangen sind; ein Tuch, das recht jung aussieht, hätte man doch kaum als Repräsentation der Grabtuches präsentieren können, zumal dann nicht, wenn man doch dem naiven Besucher den Eindruck eines authentischen Grabtuchs vermitteln wollte. Wundert man sich dann, wenn eine optische (= das Aussehen betreffend) Methode ein so künstlich herbeigeführtes älteres Aussehen auch bestätigt?

Pollenuntersuchungen, Kreuzfahrer und Grabeskirche

Als ein Argument der Befürworter der Authentizität des Grabtuches werden gern Pollenuntersuchungen vorgebracht. Unter den Partikeln der 1973 genommenen Proben sollen sich knapp 50 Pflanzenpollen befinden, von denen 34 entweder in Israel (bevorzugt Jerusalem) oder der Türkei, nicht jedoch in Westeuropa vorkommen.
Es werden zwar auch die Brauchbarkeit der Pollenuntersuchungen und das Vorhandensein der Pflanzenabbildung auf dem Grabtuch stark angezweifelt, wesentlicher ist aber, dass diese allenfalls die Herkunft aus dem Gebiet um Jerusalem bestätigen.
Und das ist um diese Zeit ganz normal. Wenn es auch der oströmische Kaiser Alexios war, der um Hilfe gegen die Muslime bat, so wurde doch auf päpstlicher Seite der Kreuzzug in Europa vor allem wegen der Schändung der Grabeskirche ins Leben gerufen.
Durch die Kreuzzüge wurde also nicht nur der Kontakt nach Jerusalem gewaltig ausgebaut - es entstand ja das Königreich Jerusalem -, sondern es dürfte das Augenmerk auf die Grabeskirche in der Jerusalemer Altstadt die Idee der Schöpfung eines Grabtuches erst aufkommen haben lassen. Und dazu kann man durchaus ein Tuch aus Jerusalem verwenden.

Andere wollen aber sogar nachgewiesen haben, dass die entdeckten Blüten-Pollen nicht nur aus der Gegend von Jerusalem, sondern sogar aus der Zeit Jesu stammen (siehe dazu das Video etwas weiter unten ab Minute 20:36). Stimmte dies, würde dies natürlich die Entstehungszeit im 14. Jahrhundert wiederlgen.

Es ist aber auf diesem Gebiet immer so: die eine Seite will das und das nachgewiesen haben, die andere Seite zweifelt die Ergebnisse stark an.

Münzen auf den Augen

 Nach Ansicht einiger Sindonologen waren dem Leichnam des Grabtuches Münzen auf die Augen gelegt worden, in hellenistischer Zeit eine weitverbreitete Begräbnissitte. Nun stammen dei Münzen aus rämischer Zeit, und das wird von einigen als Beweis der Echtheit des Grabtuchs gesehen, als ob es im 14. Jahrhundert keine römische Münzen mehr gegeben hätte. Mir scheinen diese eher zur Echtheitsvortäuschung verwendet worden zu sein.

Der israelischer Archäologe L. Y. Rahmani bestreitet, dass es in dieser Zeit bei jüdischen Begräbnisriten üblich war, den Toten Münzen in die Augen zu legen. Er hält es auch für äußerst unplausibel, dass Jesus von seinen Jüngern und Angehörigen, die allesamt fromme Juden waren, ausgerechnet nach fremden heidnischem Brauch römische Münzen in die Augen gelegt worden sein sollen.

Jesu Blutgruppe AB auf dem Grabtuch

Im Internet-Artikel mit dem Titel "Das Turiner Grabtuch zeigt nun doch die Blutgruppe AB" heißt es:

"Die Flecken von menschlichem Blut auf dem Tuch – das nach letzten Erkenntnissen (2015) wirklich aus Wunden ausgetreten sein muss, also nicht aufgemalt wurde (wie bisher von Skeptikern behauptet wurde) – zu der speziellen Blutgruppe AB, die in Israel um die Zeitenwende doppelt so häufig auftrat wie in europäischen Ländern(!). Anm.: Die Blutgruppe AB ist die seltenste Blutgruppe der Welt nur 4 % der Weltbevölkerung ist AB (Bericht zur DNA-Analyse des Blutes.) ..."

Dass die Blutgruppe AB in Israel dopplet so häufig als wo anders auftrat, ist wenig hilfreich, will man zeigen, dass es sich hier um Jesu Blut handle

Interessanter ist hier, was allgemein bekannt sein sollte, dass man festgestellt wurde, dass das Blut im Eucharistischen Wunder von Lanciano ebenfalls die seltene Blutgruppe AB hat. Und das wiederum beweist einem gläubigen Katholiken mit großer Sicherheit, dass Jesus Blutgruppe AB hat.

Beide Ergebnisse zusammengenommen würden nun auf dem üblichen Signifikanzniveau von 5% statistisch beweisen, dass es sich hier um das Grabtuch Jesu handelt. Ein statistischer Beweis ist aber kein besonders zuverlässiger Beweis, denn man erhält einen solchen auch mit 5% Wahrscheinlichkeit, wenn das zu Beweisende gar nicht stimmt.

Kongruenz mit dem Schweißtuch von Oviedo

Etwa in diesem wissenschaftlichen Artikel glaubt man, die Authentizität des Turiner Grabtuchs mittels einer festgestellten Kongruenz von Flecken chemischer Substanzen, welche Blut- und andere Schmerzensflecken respräsentieren, am Turiner Grabtuch und am Schweißtuch von Oviedo feststellen zu können. Wikipedia schreibt dazu im ebenverlinkten Schweißtuch-Artikel: "Die Wunden auf dem Tuch, die den Verletzungen aus der Dornenkrone Jesu Christi zugeordnet werden, stimmen angeblich mit denen des Turiner Grabtuchs überein, so dass Authentizitätsbefürworter behaupten, dass es sich höchstwahrscheinlich um denselben Mann handelt. Diese Aussagen beruhen allerdings auf einer „Polarized Image Overlay Technique“ genannten Methode, deren Resultate von einigen Wissenschaftlern als unzuverlässig und höchst subjektiv angesehen werden. Aber vor allem fällt auf, dass auch das Material des Tuches mit dem des Turiner Grabtuches identisch ist, jedoch nicht die Webart."

Eine 3D-Computer-Animation

Das folgende Video behandelt ab Minute 18:43 das Turiner Grabtuch. Und da wird ab Minute 20:48 behauptet, dass Computer-Bilder den dreidimensionalen Charakter des Abdrucks verdeutlichen: "Kein Fälscher des Mittelalters", so heißt es weiter, "hätte so etwas herstellen können." Dieses Gesicht bleibe ein Rätsel.

Mit Computer-Techniken (Animationen, Simulationen) kann man jedoch vieles erzeugen, was man nicht hat. Dreidimensionale Bilder werden heute von vielen historischen Persönlichkeite erzeugt, etwa von Jeann d'Arc, der Jungfrau von Orleans, oder Arsinue, der Schwester Kleopatras. Warum nun diese dreidimensionale Animaton der Figur auf dem Turiner Grabtuch nur auf einem nicht von Fälschern machbaren Abdruck basieren sollte, bleibt mir ein Rätsel.

Der angeblich menschengemachte Klimawandel etwa wurde durch Simulationen gezeigt. Doch auch hier liefert die Geschichte aufgrund der mittelalterlichen Warmperiode keinen stets behaupteten "Eishockeyschläger-Anstieg" der Erdtemperatur, 

Erklärung des Bildes als Lichtblitz bei der Auferstehung Christi

Ich zitiere hier aus diesem Wikipedia-Abschnitt "Mögliche Entstehungsweisen des Bildes: Überblick über Erklärungsversuche" nur den folgenden kleinen Auszug:

"Ein „Lichtblitz“ bei der Auferstehung kann die unverzerrte und scharfe Projektion nur schwer oder überhaupt nicht erklären. Je nachdem, ob man sich den Lichtblitz von einer Punktquelle innerhalb des Körpers oder ausgedehnt diffus von der Körperoberfläche ausgehend vorstellt, sollten entweder die weiter von der Punktquelle wegliegenden Körperteile verzerrt sein oder, bei ausgedehnter Quelle, die Abbildung eher unscharf und verschwommen sein."

Änderung der atomaren Struktur

Hier auf der Charismatismus-Seite schreibt Inge M. Thürkauf:

„Die Wissenschaftler konnten im Test durch Computer-Simulation nachweisen, daß der Körper im Grabtuch einen Vorgang durchgemacht hat, der ihn in einen neuen Raum versetzt hat. Die Struktur seiner Atome hat sich neu geordnet. Dieser Körper trat in eine „Super-Ordnung“ über. Dabei wurde viel Energie abgestrahlt, die das Bild auf dem Tuch erzeugt hat.“

Wie man auf solche transzendente Behauptungen auf Basis einer Computer-Simulation schließen kann, bleibt hier natürlich ein Rätsel, und ich möchte an dieser Stelle wieder betonen, dass man mittels Computer-Simulationen heute alles erschafft, was man will, etwa den menschengemachten Klimawandel.

Die Nachbildung des Chemikers Luigi Garlaschelli in Pavia

Im Jahr 2009 fertigte der italienischen Chemiker Luigi Garlaschelli eine Nachbildung des Turiner Grabtuchs an, indem er einen mit mittelalterlichen Methoden hergestellten Leinenstoff durch Waschen und Kochen künstlich altern ließ. Er legte das Tuch über einen Freiwilligen und rieb dessen Umrisse mit einer säurehaltigen Pigmentpaste von rötlicher Farbe ab, wie sie im Mittelalter bekannt war. Nachdem die Farbstoffe etwa dreißig Minuten eingewirkt hatten, blieb ein Abbild des Freiwilligen auf dem Tuch zurück, das Garlaschelli zum Abschluss mit Blutspuren, Brandlöchern und Wasserflecken versetzte. Das Ergebnis wies eine starke Ähnlichkeit mit dem Turiner Grabtuch auf. Siehe die rechte Seite des Titelbildes.

Mehr dazu auf Spiegel-Online:
Vermeintliches Leichentuch Christi
Forscher fertigt zweites Turiner Grabtuch

Ein interessantes Detail: es fehlen die Ohren

Jetzt mal angenommen, es handle sich bei dem Turiner Grabtuch um ein Wunderphoto. Was wollen uns dann die fehlenden Ohren sagen? Dass uns Jesus nicht hört?

Wohl kaum. Es fehlen ja die Ohren ebenso bei der Nachbildung des Grabtuchs von Pavia. Das scheint also an der Machart des Tuches zu liegen.

Dasselbe dürfte für die fehlenden Daumen gelten.

Eine Erklärung für den kollektiven Turiner-Grabtuch-Wahn

Obwohl bereits zur Entstehungszeit des Grabtuchs zugestanden wurde, dass es das Werk  menschlicher Fertigkeit sei, und obwohl dokumentiert ist, dass das Grabtuch nur eine Repräsentation des Grabtuchs Christi sein soll und obwohl frühere Berichte nichts Konkretes über ein Grabtuch mit Körperabdrucken beinhalten, glauben dennoch heute viele fest daran, dass es sich hier um das echte Grabtuch Christi handle, und wissenschafltiche Methoden wollen dies auch belegen.

 

Wir glauben, was in den Evangelien steht, was sonst von irgendwelchen Wundern oder übernatürlichen Erscheinungen bereichtet wird, wir glauben aber nicht das Gegenteil von dem was berichtet wird; wir erfinden auch nichts hinzu.

Wir sind weiter skeptisch gegenüber allerlei wissenschafltichen Untersuchungen, bei allgemein anerkannten Methoden, die sich bereits experimentell bestätigt haben, allerdings etwas weniger.

 

Der kollektive Wahn nun, im Gegensatz zu jeglichem gläubigen Verhalten plötzlich das Gegenteil von dem, was berichtet ist, glauben zu müssen, ist meiner Meinung nach auf die sogar etwas natürliche Tatsache zurückzuführen, dass sich gläubige Christ meint, sich im wissenschaftlichen Streitfall auf die "Wunder"-Seite stellen zu müssen, da ja gerade die säkularen oder modernistischen Christen gerne jegliche Wunderberichte ablehnen oder uminterpretieren. Und so kommt es zur grotesken Situation, dass sich nun der Gläubige als der Ungläubige gebärdet, indem er die historischen Berichte einfach ignoriert, geschweige denn glaubt, was normalerweise der Ungläubige betreffs der Evangelien-Berichte tut. 

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