Zur Zeit Jesu und Mariä sprach man im Heiligen Land nicht mehr Hebräisch, sondern Aramäisch. Diese Sprache hat sich die 2000 Jahre hindurch teils im Libanon, in Syrien und dem Irak erhalten, blieb der Schreibweise nach unverändert, ist aber hinsichtlich der Aussprache in viele Dialekte zerfallen und hat vor allem im Ostaramäischen eine Lautverschiebung vergleichbar der althochdeutschen durchgemacht. Dort schreibt man etwa nach wie vor "tajbuta" ("Gnade"), spricht aber "tajbusa", sowie wir im hochdeutschen Gebiet nicht mehr "Water", wie im Niederdeutschen, sondern "Wasser" sagen, dies aber auch so schreiben.
Durch die Ausbreitung des Islam ist im aramäischen Sprachgebiet Arabisch Amtssprache geworden, und es gab nie eine Standardisierung des Aramäischen, sodass die vielen aramäischen Dialekte sozusagen gleichberechtigt nebeneinander existieren.
Am Ende dieser Seite kommt noch "Schlom lach Miriam", das Ave Maria auf Hebräisch, der Sprache des Alten Testaments der Heiligen Schrift, die Maria sicherlich beherrscht hat.
Das folgende Video zeigt zunächst den aramäischen Text, dann eine sich an Englischsprachige wendende Transkription, worauf dann eine Übersetzung ins Arabische folgt. Zum Schluss kommt leider keine Übersetzung ins Englische, sondern schlicht und einfach das Ave Maria so, wie es auf Englisch gebetet wird.
Hebräische 1:1-Transkription Originaltext in syrischer Schrift |
Transkription in die lateinische Schrift Wortbestandteilsübersetzung ins Deutsche |
Das Wichtigste zur Aussprache: Die grauen Buchstaben werden nicht mehr ausgesprochen. | |
שלמלכי מרים ܫܠܡܠܟܝ ܡܪܝܡ |
schlomlächi marjam Friede für dich, Maria, |
מלית טיבותא ܡܠܝܬ ܛܝܒܘܬܐ |
maljath ddajbutho voll von Gnade. |
מרן עמכי ܡܪܢ ܥܡܟܝ |
moran `amächi Herr-unser mit dir. |
מברכתא אנתי בנשא ܡܒܪܟܬܐ ܐܢܬܝ ܒܢܫ̈ܐ |
mbarachtu anti bnäschschä Gesegnete du in Frauen, |
ומברך הו פארא דכרסכי ישוע ܘܡܒܪܟ ܗܘ ܦܐܪܐ ܕܒܟܪܣܟܝ ܝܫܘܥ |
wambarach hu phiru dkarsächi jäschu` und Gesegneter er Frucht die Leib-dein Jesus. |
מרתי מרים אמה דאלהא ܡܪܬܝ ܡܪܝܡ ܐܡܗ ܕܐܠܗܐ |
morti marjam ämäh daloho Heilige Maria, Mutter-seine die Gott, |
אתכשפי חלפין חנן חטיא ܐܬܟܫܦܝ ܚܠܦܝܢ ܚܢܢ ܚܛܝ̈ܐ |
äthkaschaphi chlophäjn chnan chaddojjä bitte statt uns - wir Sünder - |
השא ובשעתא דמותן ܗܫܐ ܘܒܫܥܬܐ ܕܡܘܬܢ |
hoschu wabscho`tu dmautan jetzt und in Stunde die Tod-unser! |
אמין ܐܡܝܢ |
Amin Amen. |
Derselbe Wechselgesang nochmals, statt des Textes aber mit sehr schönen Bildern:
Im folgenden Video singt Ansal John (Musik: Kurian Thomas) zunächst das Vaterunser und im Anschluss daran das Ave Maria. Dieses beginnt bei Minute 1:45.
Yasmina di Meo ist im Libanon geboren, lebt aber in Paris. Als Libanesin müsste sie eigentlich Westaramäisch sprechen. Insgesamt klingt ihr Lied aber ostaramäisch (etwa "pera" statt "firu" für "Frucht"), sodass ich es zu den ostaramäischen Dialekten gezählt habe.
Die folgende chaldäisch-ostaramäische Version wird vorwiegend von Christen der chaldäisch-katholischen Kirche im Patriarchat Babylon gebetet. Im Video ist sie nach der Melodie des Kunstliedes '"Ellens dritter Gesang" von Franz Schubert vertont.