Der gestürzte Papst hat tot zu sein

Wieso sich Benedikt nicht wehren kann:
In Byzanz etwa wurde einem gestürzten Herrscher die Nase abgehauen. Als es dann aber Justinian II., dem Kaiser ohne Nase, gelang, mit Hilfe des Bulgarenkönigs Tertel an die Macht zurückzukehren und, so sagt man, bei jedem Aufziehen des Rotzes einen, der dem Gegenkaiser gedient hatte, töten ließ, wurde es Brauch, gestürzte Kaiser einfach zu töten. Später kehrte man dann zur Blendung zurück. (Ein glühendes Eisen wird vor die Augen gehalten, bis die Augenflüssigkeit ausgelaufen ist. So war es zumindest - ich mache einen Ortswechsel - bei der Blendung Hardrards von Thüringen und vermutlich auch bei Tassilo III. von Baiern, beides veranlasst durch Karl den Großen.)

Und wie ist es heute? Einer starb vor (Gaddafi), einer während (Milosewitsch) und einer nach (Saddam Hussein) einem Schauprozess. Ergebnis: Tod. Nun gut, beim alten Mubarak begnügte man sich mit einer lebenslangen Gefängnisstrafe und ließ ihn dann sogar frei, vermutlich wegen Aussichtslosigkeit an die Macht zurückzukehren.

Und bei Päpsten:
Johannes Paul I. vermutlich per Gift.
Coelestin V.: Zitiere aus Wikipedia: Benedetto Caetani, der als Papst Bonifatius VIII. und Favorit Karls II. Coelestins Nachfolger wurde, wollte ihn nach seiner Abdankung in Verwahrung nehmen, um eine Kirchenspaltung (Schisma) zu verhindern. Coelestin konnte jedoch bei seiner Überführung nach Neapel entkommen und floh über Sant’Onofrio nach Rodi Garganico, von wo er mit einem Schiff Griechenland erreichen wollte. Der bei Vieste erlittene Schiffbruch führte aber zu seiner Festnahme. Bonifaz ließ ihn erst in Anagni, dann ab August 1295 im wenig östlich gelegenen Castello di Fumone, nordwestlich der modernen Provinzhauptstadt Frosinone in der Region Lazio, in Ehrenhaft halten, wo er am 19. Mai 1296 eines natürlichen Todes starb.

Alles in allem: Gefängnis ist ja wohl das Mindeste, was einem gestürzten Herrscher blüht.
Und man muss nicht mal zu katholisches.info lesen, um zu sehen, dass auch Benedikt im Gefängnis ist, siehe FAZ:
www.faz.net/…/gegenpapst-bene…
Deutlicher wird es bei meiner Diskussion mit Arthur H. Lambauer:
ahlambauer.wordpress.com/…/ist-die-rucktri…
Dabei bezog ich mich auf katholisches.info:
www.katholisches.info/…/benedikt-xvi-fr…
Da heißt es, dass Benedikt XVI. den selbstgewählten Status eines für die Welt unsichtbaren "Klausurmönchs" bekräftigt.

Wenn man bedenkt, was sich Benedikt alles ausgehandelt hat (Papst-Soutane, Anrede Heiliger Vater), dann sollte doch mindestens klar sein, dass er sich wie ein Toter verhalten muss.
Hätte man ihn getötet, wäre Franziskus rechtmäßiger Papst. Und ein charmanter Giftmord wäre doch so einfach gewesen.
Es darf auf jeden Fall kein solcher Lapsus mehr geschehen wie dass Erzbischof Gänswein sagt, Benedikt führe sein Papstamt fort, es gäbe zwei Päpste (wobei dann Franziskus allenfalls eine Art Unterpapst sein kann, nicht aber das Kirchenoberhaupt).
Das Seewald-Buch macht nun jedem Einfältigen klar, dass Benedikt freiwillig zurückgetreten ist. Das große Problem der Kirche, die Vatileaks-Affäre, sei ja gelöst, sodass Benedikt ja von nichts davonlaufen habe müssen. Benedikt habe nun sogar als Problem-Bewältiger zurücktreten können, als Held, super! Also ab jetzt alle Zweifel über die Unfreiwilligkeit des Rücktritts beseitigt.
Da kann nun kein Benedikt mehr kommen und das bestreiten oder auch nur irgendwas im Buch bestreiten, was der Autorität des Buches gewaltig schaden würde. Das ginge nach dem Zwei-Päpste-Fauxpas von Gänswein langsam zu weit. Und "Verbrecher Gänswein" muss natürlich bei der Buchpräsentation dabei sein, damit der letzte Zweifel beseitigt ist. Denn dem glauben ja alle.
Bei der Erstvorstellung wehrt sich Gänswein noch per Protestkleidung - ich hab ihn noch nie zuvor in Zivil (Anzug und Krawatte) auftreten sehen -, in München nicht mehr.

 

Wie wir gesehen haben, hat Benedikt tot zu sein. Letzteres will sagen, dass Tote mit Dreck beworfen werden können. Siehe hier:

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